Oberpfalz
21.10.2022 - 14:00 Uhr

"Zeit für Pride" mit Jonas Hanke: Direktes, ehrliches Online-Dating auf Grindr

Jonas Hanke hat einige Erfahrungen mit Online-Dating gemacht – vor allem mit Grindr. Wie die aussahen und ob er seinen ersten Freund auch mit der App kennengelernt hat, hört ihr im Podcast "Zeit für Pride – Wie bunt ist die Oberpfalz?".

Jonas Hanke. Bild: Rebecca Zweigle
Jonas Hanke.

Auf Grindr geht es um Sex-Dates, es gibt freizügige Bilder und eindeutig zweideutige Attribute. "Das Dating auf Grindr ist vielleicht ehrlicher und direkter, manchmal deshalb auch ein bisschen seltsamer", vergleicht Jonas die App mit Tinder. Der 24-Jährige aus Amberg hat beide Apps schon mehrmals genutzt.

Grindr ist ab 18, zurecht wie er findet. Er ergänzt: "Die Leute sagen gleich wonach sie suchen." Die App funktioniert etwas anders als Tinder. Bei Tinder laden die Nutzer:innen Bilder hoch, ihr Name und Alter ist sichtbar. Man kann nach rechts und nach links swipen, um Leuten zu signalisieren, dass sie einem gefallen oder eben nicht. Auch bei Grindr laden die Nutzer:innen Bilder hoch. Allerdings funktioniert die App nach einem "Radius-Prinzip". Menschen, die sich in der Nähe befinden, werden einem weiter oben angezeigt, als Menschen, die weiter weg sind. Daneben gibt es Attribute, um Vorlieben oder sich selbst zu beschreiben. Viele geben auf Grindr außerdem ihren HIV-Status sowie den Zeitpunkt ihres letzten HIV-Tests an. Auch zur PrEp, einem Medikament, das HIV-Ansteckungen vorbeugt, machen viele Angaben. Geschützter Sex sei in der queeren Community ein großes Thema, meint Jonas: "Das ist schon wichtig, dass darauf geachtet wird." Außerdem kann man auf Grindr nicht swipen, sondern muss eine Person direkt anschreiben.

Die fünfte Folge "Zeit für Pride" mit Jonas

DBNA als Vorgänger von Grindr

Früher war Jonas auf der Dating-App DBNA unterwegs. Die App ist eher für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren konzipiert. So wird zum Beispiel jedes Bild vor dem Hochladen auf anzügliche Inhalte überprüft. "Ich habe meine ersten Gehversuche im Online-Dating dort gemacht", erinnert der 24-Jährige sich zurück. Er wollte damals vor allem sehen, welche Jungen in seiner Stadt ebenfalls Teil der queeren Community sind und bei DBNA angemeldet sind. Tatsächlich habe Jonas damals einen Jungen von einem benachbarten Gymnasium auf der Plattform entdeckt. Aus Amberg waren zu diesem Zeitpunkt circa zehn Jugendliche bei DBNA angemeldet. Eine Zahl, die nicht dem Anteil an queeren Jungen in der Stadt entsprechen kann, weiß der 24-Jährige. Heute seien auf der Plattform deutlich mehr Jugendliche aus Amberg angemeldet.

"Habe nie schwule Pärchen gesehen"

Seinen ersten Freund lernte Jonas aber nicht online kennen. Sondern über einen Kommilitonen, da er sowohl Jonas als auch seinen zukünftigen Freund kannte. Er vereinbarte für die beiden ein Blind-Date, bisher kannten sie nur die Namen des jeweils anderen. Eine Frage in der Beziehung sei damals gewesen, wie offen die beiden zeigen, dass sie ein Paar sind. "Ich weiß noch, in all den Jahren, in denen ich in Amberg in die Mittagspause gegangen bin und mir was zu essen geholt habe – ich habe nie schwule Pärchen gesehen", denkt Jonas zurück. Ihm selbst hätte das jedoch sehr geholfen, offener mit seiner sexuellen Orientierung umzugehen. Genauso hätten ihm mehr queerere Inhalte in Filmen und in den sozialen Netzwerken geholfen, selbstbewusster zu sein. Damals, 2015 als er mit dem Online-Dating startete, gab es in der ganzen Oberpfalz nur einen CSD, in Regensburg. Jugendtreffs und Selbsthilfegruppen seien Fehlanzeige gewesen. Dementsprechend sei es ihm immer wichtig gewesen, ein Zeichen zu setzten und zu zeigen, dass er und sein Freund ein Paar sind.

In Jonas Augen gibt es in der Oberpfalz für die queere Community noch viel zu tun. Unbegreiflich ist für ihn, weshalb in Amberg die Pride-Flagge von Seiten der Stadt nicht gehisst wird – auch nicht am CSD. "Jetzt haben ganz viele Städte die Ukraine-Flagge gehisst, als Zeichen für den Frieden – das ist absolut richtig. Nur absolut genauso richtig und wichtig ist es gegen Diskriminierung von queeren Leuten einzustehen." Viele würden sich vor dem Engagement scheuen, da es häufig auf Gegenwind stößt, anstrengend und unangenehm ist. Trotzdem findet er, dass die Oberpfalz deutlich bunter ist als viele denken. "Wenn mehr Leute zeigen, wie bunt sie sind in allen Lebensbereichen, dann sind wir sehr bunt."

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Das ist...:

Jonas Hanke

  • Pronomen und Identität: er/ihm
  • Sexuelle Orientierung: schwul
  • Alter: 24
  • Geburts-/ Wohnort: Amberg
  • Beruf: studiert Verfahrenstechnik an der OTH in Amberg

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