Oberpfalz
21.10.2022 - 14:00 Uhr

"Zeit für Pride" mit Phillip Pietsch: Das kunterbunte Licht in der Oberpfalz

Phillip Pietsch aus Amberg ist nicht-binär* und kämpft seit Jahren gegen Diskriminierung. Im Podcast "Zeit für Pride – Wie bunt ist die Oberpfalz?" spricht ey über eys Outing, "Kunterbunt Amberg" und eys neues Leben in München.

Philipps Pronomen sind ey/em. Ey ist nicht-binär*, studiert in München Informatik und ist 22 Jahre alt. Bereits als Kind hat ey gemerkt, dass ey weder in die Jungs-, noch in die Mädchenschublade passt. Bild: scm
Philipps Pronomen sind ey/em. Ey ist nicht-binär*, studiert in München Informatik und ist 22 Jahre alt. Bereits als Kind hat ey gemerkt, dass ey weder in die Jungs-, noch in die Mädchenschublade passt.

Phillip – ein Name, den die meisten von uns mit einer männlichen Person in Verbindung bringen. Doch Phillip aus Amberg ist kein Mann. Phillip ist aber auch keine Frau. Herr, Frau, sie, er – Begriffe, mit denen Phillip nichts anfangen kann. Phillips Pronomen sind ey/em. Ey ist nicht-binär*, studiert in München Informatik und ist 22 Jahre alt. Bereits als Kind hat ey gemerkt, dass ey weder in die Jungs-, noch in die Mädchenschublade passt. "Meine Eltern haben zwar versucht, mich als Jungen großzuziehen, geklappt hat es aber nicht so wirklich", sagt ey. Auch wurde Phillip in der fünften Klasse bewusst, dass ey Mädchen genau so interessant finde wie Jungs. "Heute weiß ich, dass es mir egal ist, welche Identität mein Gegenüber hat. Ich sehe den Menschen, nicht das Geschlecht." Ey selbst bezeichnet sich als pansexuell. Den Namen will Phillip aber behalten. "Ich finde ihn toll. Außerdem gibt es keine speziellen nicht-binären Vornamen."

Die sechste Folge "Zeit für Pride" mit Phillip

Kein leichtes Outing

Phillip habe sich in der Schulzeit unwohl gefühlt, geoutet hat ey sich aber erst an der Fachoberschule. "Auch wenn wir alle schon älter waren, habe ich Hass abbekommen. Sogar mein damaliger, angeblich bester Freund hat mich nach meinem Outing abwertend behandelt", erzählt ey. "Ich hätte doch einen Schaden im Gehirn." Aussagen, wie "Als schwuler Mann willst du doch mit allen Männern schlafen" oder "Das ist eklig" seien häufig gefallen. "Als ich mich zusätzlich als nicht-binär* geoutet habe, wurde es noch schlimmer", sagt ey. "Meine Geschlechtsidentität wurde nicht ernst genommen." Das Problem sei, dass jedem Kind nur zwei Geschlechter vorgelebt werden, erklärt Phillip. "Nicht-binär* ist für die meisten so weit weg von der Realität, dass sie es einfach nicht akzeptieren wollen." Phillip habe sich deshalb von eys alten Umfeld abgekapselt und neue Freund:innen gefunden, unter anderem durch eys Verein "Kunterbunt Amberg".

Ambergs queeres Netzwerk

Phillip ist Gründungsmitglied von "Kunterbunt Amberg", einem Netzwerk, das vor fast genau vier Jahren ins Leben gerufen wurde. Phillip konnte im August 2019 gemeinsam mit eys Team den ersten Amberger Christopher Street Day organisieren. Rund 500 Menschen nahmen teil. Darauf folgten weitere CSD in der Nordoberpfalz, unter anderem in Sulzbach-Rosenberg und Schwandorf. "Wir waren die ersten queeren Personen, die offen auf der Straße Händchen gehalten haben", sagt ey. "Aber auch auf den sozialen Medien sind wir sehr präsent. Wir zeigen unter anderem queere Kunst und klären über wichtige LGBTQ*-Themen und gendersensible Sprache auf."

Bunte Großstadt, dunkle Oberpfalz

Für eys Studium ist Phillip von Amberg nach München gezogen – "ein Kulturschock", sagt ey. "In München gibt es queere Kneipen und Bars und sehr viele Veranstaltungen. In Weiden oder Amberg ist sowas unvorstellbar." Nur selten begegnet Phillip in München queerfeindlichen Personen. "In einer Großstadt herrscht eine andere Mentalität. In der U-Bahn wurde ich von einer Omi auf meinen schönen Lippenstift angesprochen. In Amberg spüre ich bei jedem Schritt, den ich mache, die Ablehnung im Rücken", erzählt ey. "Doch egal ob München oder Amberg. Ich habe mich als Kind versteckt und das will ich nicht mehr. Ich habe bunte Haare und schminke mich. Mein Styling ist mein Markenzeichen."

Auch in München engagiert sich Phillip für die Anerkennung aller Geschlechter. "Vorurteile gibt es innerhalb und außerhalb der queeren Gemeinschaft. Wir müssen alles dafür tun, dass diese abgebaut werden. Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit haben nirgends Platz", sagt ey. "Ich möchte nicht als Mann abgestempelt werden, nur weil es jemand einfacher findet." Doch ey gebe den Menschen Zeit, sich an "etwas Neues" zu gewöhnen. "Das Wichtigste ist, dass ich respektiert werde, auch außerhalb der queeren Community." Bis dahin, sagt ey, wäre es Zeit, die Oberpfalz ein bisschen bunter zu machen. "In den Städten fehlt das Regenbogenflaggen-Meer. Das kunterbunte Licht sind bisher wir."

Oberpfalz14.10.2022
Oberpfalz21.10.2022
Oberpfalz21.10.2022
Oberpfalz21.10.2022
Oberpfalz21.10.2022
Das ist...:

Phillip

  • Pronomen und Identität: ey/em; non-binär
  • Sexuelle Orientierung: pan
  • Alter: 22
  • Wohnort: München; gebürtig aus Amberg
  • Beruf: Informatik-Student:in an der Hochschule München

Hier geht´s zum Podcast "Zeit für Pride"

alternativer_text

alternativer_text

alternativer_text

alternativer_text

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.