Mit einem kategorischen Nein ist das in der Politik so eine Sache. Niemals werde man mit der Linkspartei koalieren oder auch nur zusammenarbeiten, das war bisher die offizielle Haltung der CDU. Das Wahlergebnis in Thüringen erfordert allerdings, dass sich die Partei der politischen Realität stellt: Sie wird gebraucht, um stabile Verhältnisse im Erfurter Landtag herzustellen.
CDU-Landeschef Mike Mohring hat klargestellt, dass er sich von der Berliner Parteizentrale nicht vorschreiben lässt, mit wem er Gespräche führt oder nicht. Recht hat er, denn immerhin geht es hier nicht um einen Tanz mit dem sozialistischen Teufel: Der "Wessi" Bodo Ramelow hat sich in fünf Jahren längst als Ministerpräsident bewährt und macht nicht den Eindruck, als wolle er einen neuen Arbeiter-und-Bauern-Staat aus dem Boden stampfen. Die Linke mag nicht überall und auf allen Ebenen koalitionstauglich sein, aber in Thüringen hat sie bewiesen, dass sie Politik gestalten kann.
Noch vor 20 Jahren war die Vorgängerpartei PDS am linken Rand das, was am rechten Rand heute die AfD ist: das aussätzige Schmuddelkind der deutschen Demokratie, mit dem niemand spielen wollte. Doch die Partei hat sich ihre scharfen Kanten zum Teil abgestoßen, ist im Establishment angekommen. Gut möglich, dass auch die AfD eines Tages eine solche Wandlung vollendet und Koalitionen mit ihr kein Tabu mehr sind. Doch so lange Figuren wie Björn Höcke oder Alice Weidel bei den Rechten das Sagen haben, liegt dieser Tag noch in weitester Ferne.
Die heutige "Linke" hat eine ähnliche Entwicklung hinter sich, wie die "Grünen" in den 80´ern. Einst Bürgerschreck, nun hohe Zustimmungswerte bis ins bürgerliche Lager. Winfried Kretschann ist ein Sinnbild dafür: einst blieb Ihm als "Linksextremen" eine Beamtenlaufbahn verwehrt. Nun einer der beliebtesten und glaubwürdigsten Politiker Deuschlands. Ministerpräsident Ramelow ist beliebtester Politiker des Landes. Für die AfD ist eine solche Entwicklung derzeit undenkbar. Sie bewegt sich mit immer radikaleren Positionen und Parolen seit Jahren in die entgegengesetzte Richtung. An den rechten Rand und in Richtung "Fall für den Verfassungsschutz ".
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