Regensburg
10.10.2019 - 20:02 Uhr

Mahnwache vor Regensburger Synagoge

Rund 300 Menschen versammelten sich am Donnerstagabend vor der Synagoge, um des Anschlags in Halle, bei dem zwei Menschen starben, zu gedenken. Die Deutsch-Israelische-Gemeinschaft Regensburg-Oberpfalz hatte zu der Mahnwache aufgerufen.

Rund 300 Menschen halten eine Mahnwache vor der Regensburger Synagoge ab. Bild: bdl
Rund 300 Menschen halten eine Mahnwache vor der Regensburger Synagoge ab.
Rund 300 Menschen halten eine Mahnwache vor der Regensburger Synagoge ab. Bild: bdl
Rund 300 Menschen halten eine Mahnwache vor der Regensburger Synagoge ab.

Der Vorsitzende Thomas Rudner sagte, in Halle habe sich die tödliche Ideologie des Antisemitismus Bahn gebrochen. Nur die Sicherheitsvorkehrungen hätten einen Massenmord an ungeschützten Menschen verhindern können. Der Versuch des bewaffneten Anschlags habe eine neue Qualität. Wie sei es möglich, dass ein bis an die Zähne bewaffneter Rechtsextremer unbehelligt bis zur Synagoge vordringen konnte. Es werde immer noch nicht ernst genommen, dass der politische Arm der AfD mit Menschen wie Björn Höcke die Saat des Hasses ausstreue. Die Polizei halte es nicht für nötig, vor solchen Anschlägen zu schützen.

Es ist fahrlässig, so zu tun, als gibt es keine Bedrohung

Die Sorglosigkeit führe dazu, dass einzelne nur für Spinner gehalten würden. Heute Vormittag sei die Polizei nicht vor der Synagoge präsent gewesen. Es sei fahrlässig, so zu tun, als gebe es keine Bedrohung. „Wir vermissen eine durchgängige Politik, die wirksam ist gegen rechtsextreme Bedrohung. Wir fühlen uns Israel und allen jüdischen Gemeinden verpflichtet, allen antisemitischen Äußerungen entgegenzutreten.

Bildungsreferent Hermann Hage sagte, gegen Ausgrenzung und Rassismus habe nur eine Gesellschaft eine Chance, „in die wir uns einbringen“. Die Tat in Halle sei unvorstellbar und menschenverachtend. „Es ist notwendig, hier Stellung zu nehmen.“

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Ilse Danziger, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Regensburg, sagte auf Nachfrage unserer Zeitung, sie fühle sich nach den Anschlägen in Halle nicht stärker bedroht. „Von unseren Mitgliedern kommen schon verstärkt Anfragen in diese Richtung.“ Bereits beim Neubau der Regensburger Synagoge sei Sicherheitsglas verwendet worden. Zudem gebe es eine Schleuse für Besucher, wie auch in anderen bayerischen Synagogen, sowie einen eigenen Sicherheitsdienst. Zwischenfälle habe es seit dem Neubau hingegen nicht gegeben. Unter Polizeischutz stehe die Synagoge nicht. Aber: „Vor höheren Feiertagen bekommt die Polizei von uns einen wöchentlichen Zeitplan. Das ist aber schon immer der Fall. Bei Gottesdiensten ist sie dann auch präsent.“

Danziger erwartet nun viel Zivilcourage

Zu den gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland sagt Danziger: „Der Antisemitismus ist wieder salonfähig geworden.“ Insbesondere durch Aussagen bestimmter Politiker fühlten sich Personen wie der Täter aus Halle in ihren Ansichten bestätigt. Diesbezüglich stimme sie mit Bundesinnenminister Horst Seehofer überein, der nach dem Anschlag AfD-Politiker wie Björn Höcke als „geistige Brandstifter“ bezeichnete. Der Ton in der Gesellschaft werde immer rauer: „Früher gab es noch Dinge, die man einfach nicht gesagt hat.“ Danziger erwartet sich nun „viel Zivilcourage“. Um Vorurteile abzubauen, bietet die Synagoge in Regensburg Führungen an. „Man muss sich gegenseitig kennenlernen“, sagt Danziger. Gestern habe jemand eine Kerze vor der Synagoge angezündet. Die Enkelkinder hätten gefragt, warum. Danziger sagt mit belegter Stimme: „Wie soll man so eine Tat den Kindern erklären ?“

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Die Polizei hat in der ganzen Oberpfalz am Mittwoch Gespräche mit den Jüdischen Gemeinden aufgenommen, sagt Pressesprecher Florian Beck. Grundsätzlich sei man regelmäßig im Austausch. „Wir beraten die Gemeinden, wie sie sich schützen können.“ Ein Streifendienst sei vor der Regensburger Synagoge häufig präsent. Zu relevanten Zeiten, wenn in der Synagoge Veranstaltungen stattfinden, gebe es feste Standposten. „Momentan sind die Schutzmaßnahmen verstärkt worden“, sagt Beck.

Schweigend gedachten die Menschen der jüdischen Gemeinde in Halle und der beiden unbeteiligten Opfer.

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