München
30.03.2021 - 17:11 Uhr

Söder: Grenzregion zu Tschechien als Vorbild für bayerischen "Impfturbo"

Nach den Osterfeiertagen soll in Bayern der "Impfturbo" endlich richtig zünden. Die Grenzregionen zu Tschechien sollen dabei Vorbild für das ganze Land sein. In mehreren Hotspots dort hat sich die Lage stabilisiert.

Ministerpräsident Markus Söder nach dem Impfgipfel auf dem Weg zur Pressekonferenz Bild: Peter Kneffel
Ministerpräsident Markus Söder nach dem Impfgipfel auf dem Weg zur Pressekonferenz

Die Staatsregierung will das in den Hotspot-Regionen des bayerisch-tschechischen Grenzlands erfolgreich eingesetzte Impfsystem sukzessive auf ganz Bayern ausdehnen. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag nach einem virtuellen "Impfgipfel" in München an.

Die dort angewandten, teilweise von der vorgegebenen Reihenfolge abweichenden Ring- und Riegelimpfungen hätten erkennbar zu einer Stabilisierung der Lage geführt. So befänden sich die wochenlang mit ihren Inzidenzwerten bundesweit an der Spitze liegenden Landkreise Wunsiedel und Tirschenreuth nur noch im Mittelfeld. In Wunsiedel ist die Inzidenz seit Mitte Februar um ein Drittel gesunken, in Tirschenreuth hat sie sich mehr als halbiert.

Mehr Gesundheit, mehr Freiheit

Ziel der weiteren Impfkampagne in Bayern sei es, für mehr Gesundheit und mehr Freiheit zu sorgen, erklärte Söder. Im April sollen im Freistaat gut zwei Millionen Impfdosen ankommen. Bereits ab diesem Mittwoch werden bayernweit 1635 Arztpraxen eingebunden, denen nach Auskunft Söders zunächst gut 33 000 Impfdosen zugeteilt werden. Ab dem 5. April sollen alle Arztpraxen in Bayern impfen dürfen. Ende April will Söder auch Betriebsärzte einbinden, zunächst in einem Modellprojekt bei zehn großen Arbeitgebern. Später sollen Krankenhäuser eigene "Impfstraßen" einrichten können.

Um mehr Bürger schneller mit einem Corona-Grundschutz zu versorgen, wird die Spanne zwischen Erst- und Zweitimpfung auf die maximal zulässige Länge ausgedehnt. Das ermögliche mehr Menschen eine Erstimpfung, erläuterte Söder. Dazu werde auch die bisher gehortete Notreserve bis auf 10 000 Dosen aufgelöst. An den kommunalen Impfzentren soll die maximale Kapazität von bayernweit 70 000 Impfungen am Tag durch eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft erreicht werden.

Insgesamt drängte Söder auf eine flexiblere Auslegung der Impfreihenfolge. Risikogruppen müssten weiter oberste Priorität haben, ansonsten müsse verstärkt ins Auge gefasst werden, wo Impfschwerpunkte am wirkungsvollsten gesetzt werden könnten. Als Beispiel nannte er die Lehrkräfte an weiterführenden Schulen. Da es verbreitet immer noch Vorbehalte gegen den Impfstoff von Astrazeneca gebe, plädierte Söder zudem dafür, das Präparat demnächst für alle Impfwilligen freizugeben. "Wer will, soll sich damit impfen lassen können", forderte er. Es müsse vermieden werden, dass Impfdosen ungenutzt herumliegen würden.

Lage wird düsterer

Im Bund-Länder-Streit um die Anwendung der Corona-Notbremse sprach sich Söder für deren konsequente Umsetzung aus. "Ich bin mir nicht sicher, ob jeder den Ernst der Lage erkannt hat", kommentierte er die Ankündigung von Ausnahmen in einigen Bundesländern. Die Lage werde "leider wieder düsterer".

Er drängte auf verbindliche Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenzen. Das habe zuletzt nicht funktioniert. "Wir dürfen nicht endlos rumtrödeln, sondern müssen entscheiden", sagte Söder. In einer Pandemie dürfe man "nicht auf den Letzten warten", zeigte er Sympathie für einen im Notfall strengeren Durchgriff der Bundesregierung. "Wir brauchen einen Pandemieplan für Deutschland, keine 16 verschiedenen", betonte Söder.

Hintergrund:

Impfstofflieferungen nach Bayern

  • Ende März waren laut Bundesgesundheitsministerium 3 Millionen Dosen nach Bayern ausgeliefert.
  • In der Woche nach Ostern (KW 14) gehen knapp 350 000 Impfdosen nach Bayern.
  • Die folgende Woche (KW 15) sind Lieferungen von 355 000 Impfdosen geplant.
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München30.03.2021
 
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