Bei 69.000 Euro lagen 2018 die Kosten für die Luftnacht. Sie verursachten das Minus von 32.000 Euro in der Jahresbilanz. Weil die Luftnacht nur alle zwei Jahre stattfindet, ist das finanztechnisch kein Beinbruch; 2019 fallen diese Ausgaben ja nicht an. Doch Vorsitzender Thomas Eichenseher gab am Dienstag bei der Mitgliederversammlung des Stadtmarketing-Vereins dennoch die Parole aus: "Wir müssen bei der Luftnacht von dem hohen Budget runterkommen." So solle in Zukunft verhindert werden, dass die verpflichteten Künstler ihr Honorar durch Zusatzforderungen stückchenweise in die Höhe schraubten.
Mit positivem Gefühl
Insgesamt war die Stimmung bei der Versammlung gut: Mitglieder lobten den Vorstand für etliche "Veranstaltungen, wo Tausende von Leuten mit einem positiven Gefühl durch die Stadt gehen". Das war auch Eichenseher wichtig: "Die Außenwahrnehmung von Amberg ist deutlich besser als die Innenwahrnehmung."
Sehr gute Resonanz gab es neben Hexen- und Luftnacht auch beim Food-Truck-Festival mit 15.000 Besuchern (davon etwa die Hälfte US-Bürger).
Der Verein organisiert aus seinen Aktionskreisen heraus zudem neue Angebote. So ist für den 12. Oktober ein "Amberger Kunstquartier" angesetzt, das erst am Dienstag den offiziellen Namen "Ars viva flux" (etwa: "Kunst und Leben am Fluss") bekam. Dabei bespielen "acht Top-Acts aus der Kunstszene acht Kunsträume". Ein Forum zum Thema "Bildung für nachhaltige Entwicklung" soll im Oktober die von der "Fridays for Future"-Bewegung angestoßenen Inhalte beleuchten. Der Aktionskreis Wirtschaft hat einen Imagefilm für Fachkräfte in Auftrag gegeben, der Aktionskreis Altstadt verfolgt die Wiedereinführung eines Altstadtbusses.
Neue Ideen hat der Verein für bereits länger eingeführte Veranstaltungen. Etwa für die Luftklangmeile am 29. September, die durch einen Bauernherbstmarkt ergänzt und ausgedehnt wird. Bei der Nacht der offenen Gotteshäuser (19. Oktober) ist erstmals ein Gospelchor dabei. Eine Premiere bedeutet zudem die Beteiligung der israelischen Gemeinde. Beim Amberger Stadtgeld berichtete Eichenseher von 130 Annahmestellen und einem Umsatz von 912 000 Euro. Neu sei ein 40-Euro-Gutschein für Mitarbeiter, den man heuer aktiv bewerben werde. Deshalb ist Eichenseher sicher: "Dieses Jahr werden wir die Million definitiv reißen."
Neues gab es von der Geschäftsstelle des Vereins zu berichten, die in Räume in der Herrnstraße 1-3 umgezogen ist. Sie erfuhr durch Zorka Dotto eine personelle Aufstockung. Wenn die bisherige Leiterin Simone Plail ab Juli für voraussichtlich zwei Jahre in Elternzeit geht, wird sie durch Ina Bogner vertreten.
Selbstständig bleiben
Die Strategie für die kommenden drei Jahre hatte ein Workshop unter Moderator Stefan Mühleisen erarbeitet. Eine Erkenntnis dabei: "Wir brauchen mehr Ressourcen." Da wurde das Zusammenrücken mit anderen Vereinen erörtert oder auch die Installierung eines eigenen Geschäftsführers. Mit der Stadtverwaltung wolle man noch enger kooperieren, sich aber nicht angliedern lassen. Mühleisen: "Wir wollen unsere Selbstständigkeit auf jeden Fall wahren."
"Amberg Be-Leben" wurde laut Simone Plail als internes Motto entwickelt. Ziele seien dabei, ein positives Stadtbild aufzubauen, die Verbundenheit der Bürger mit ihrer Stadt zu fördern, alle Akteure im Bereich Stadtmarketing zu koordinieren, Netzwerke zu bilden und die Attraktivität der Altstadt zu verbessern.
Die aktive Unterstützung des Einzelhandels im Online-Bereich ist eines der nächsten großen Ziele des Stadtmarketing-Vereins, vor allem die „gesteuerte Sichtbarkeit im Netz“. Vorsitzender Thomas Eichenseher definierte das genauer: „So auftauchen, wie ich es selber will, nicht wie irgendjemand anderes es steuert.“
Unter dem Signum „Amberg geht online“ gaben Verena Fitzgerald, die Wirtschaftsförderin Altstadt, und der Amberger Optiker Franz von Klenck bei der Mitgliederversammlung Tipps dazu. Fitzgerald berichtete, von den 550 Unternehmen in der Altstadt seien nicht alle online sichtbar. Sie habe im vergangenen Jahr 70 neu in Google eingestellt („ich habe die Lizenz dafür“) und 800 Einträge auf den neuesten Stand gebracht. Weil diejenigen Online-Nutzer, die auf Amazon nach Produkten suchten, dort auch kauften, werde Google für den stationären Handel immer wichtiger. Zumal die „In meiner Nähe“-Anfragen, die über die Suchmaschine liefen, in drei von vier Fällen auch zu einem Kauf führten. „Sehr viele Unternehmer unterschätzen das Thema“, wusste Verena Fitzgerald.
Franz von Klenck machte vier Online-Säulen aus, „wo ich gut dastehen muss“: 1. Google. „Das kann man kostenfrei per App pflegen.“ – 2. die eigene Internet-Seite. „Hier will der Kunde nicht wissen, wer wir sind, sondern was es für ihn bringt.“ – 3. Facebook. „Da bin ich ganz dicht beim Kunden und kann auf ihn zugehen.“ Das gelte nicht nur für junge Leute. – 4. Instagram. Hier gehe es mehr um Bilder.
Um alle Auftritte auf diesen Plattformen zu pflegen, sei einiges an Zeit nötig, so von Klenck: „Es muss zum Hobby werden, sonst muss man es gleich in professionelle Hände geben.“ Klencks Erkenntnis jenseits der Online-Welt: „Menschen kaufen am Ende gern bei Menschen ein.“ Und das sei gut für Amberg. Thomas Eichenseher machte aber auch klar: „Die nächste Generation unterscheidet nicht mehr zwischen digitaler und realer Welt.“
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