Wollkunst zum Bestaunen und Mitmachen – mit Oberpfälzer Wurzeln

Amberg
07.03.2023 - 15:15 Uhr

Im Wollknäuel steckt mehr als Schal, Socke und Pullover. Mit ein bisschen Geschick wachsen Blümchen oder Wol(l)kenkratzer und beeindrucke Portraits. Höchste Zeit also für das erste deutsche Yarnbombing-Festival mit Oberpfälzer Akzent.

Von Anke Schäfer

Über 60 Künstlerinnen und Künstler aus 20 Ländern feiern vom 31. März bis 2. April in Köln „Woolinale“-Premiere. Den perfekten Rahmen für das erste Internationale Yarnboming-Festival in Deutschland bietet die Weltleitmesse der textilen Handarbeitsbranche, die „h+h cologne“. Darüber hinaus unterstützen die Messe-Organisatoren das dreiköpfige, ehrenamtliche Woolinale-Team mit Elke Hahn (Stuttgart), Heike Unger (Amberg) und David Wasser (Frankfurt/Main) tatkräftig bei der Logistik, die den rein ehrenamtlichen Rahmen sprengen würde.

Da die Messehallen ihre Pforten ausschließlich für akkreditiertes Fachpublikum öffnen, das Woll-Festival aber möglichst viele Neugierige und Interessierte zum Staunen und Lächeln bringen will, präsentiert man die vielfältige, beeindruckende Wollkunst im Außenbereich und im frei zugänglichen Atrium des Eingangs Süd.

"Wooli": Ein Preis mit gehäkeltem Vorbild

Für die Künstlerinnen und Künstler, die sich – teilweise auch nur unter Pseudonym – angesagt haben, geht es jedoch nicht allein um Aufmerksamkeit und Ehre. Eine Jury mit Buchautor und ARD-Buffet-Handarbeitsexperte Lutz Staacke, Handarbeits-Ikone Tanja Steinbach und dem unter „Küma Tutorials“ für Häkel-Furore sorgenden Marius Eger kürt zusammen mit dem per App votenden Publikum die besten Arbeiten. Als Anerkennung gibt es Materialpakete der von Anfang an begeisterten Sponsoren. Auf die Siegerin respektive den Sieger wartet der gläserne „Wooli“, ein Unikat, das zur Wandertrophäe werden soll. Heike Ungers gehäkeltes Maskottchen "Wooli" diente als Vorbild und steht für das sogenannte „Yarnbombing“. Mit Häkelnadel und Zündschnur symbolisiert "Wooli" die sprühenden Ideen und die Umsetzung der beeindruckenden Wollkunst, die auch unter „Urban Knitting“ oder „Guerilla Knitting“ bekannt geworden ist und vor allem im Ausland für so manche bunte Akzente im Landschafts- und Straßenbild sorgt.

Zum Yarnbombing kam die beruflich als Redakteurin bei Oberpfalz-Medien tätige Hobby-Strickerin über das „Yarncamp“ in Frankfurt, bei dem sich Wollfans einmal jährlich treffen, um sich unterschiedlichsten Themen aus dem weiten Feld ihrer Lieblingsbeschäftigung zu widmen. Heike Unger jedenfalls landete 2019 bei einem Vortrag zum Yarnbombing und wurde seither nicht mehr losgelassen von den unendlichen Ausdrucksformen und Spielarten der Wollkunst.

Stricken für die Entspannung

Bei der weit über die hessischen Grenzen hinaus für Aufsehen sorgende Wol(l)kenkratzer-Aktion vor der Frankfurter Kunsthalle Schirn war sie kreativ ebenso mit von der Partie wie im Schweizerischen Rossinière oder in Mexiko-City. Ohne irgendeine Form von Anleitung Schweizer Taschenmesser, Käse-Fondue, Schmetterlinge oder verschiedene Prominente als wollige Miniatur zu häkeln – kein Problem für Heike Unger, die zu Zeiten des Handarbeits-Unterrichts mit Häkeln und Stricken noch auf Kriegsfuß stand.

Das Woll-Fieber packte sie erst im Teenager-Alter: „Auch wenn es damals total uncool war“. Stricken ist seither ihr probates Mittel, wenn kreative Entspannung gefragt ist: „Ich stricke am liebsten Schräges, Asymmetrisches, Stücke, die sich auf verschiedene Arten tragen lassen.“ Über besagtes Yarncamp entstand auch der Kontakt zur Stuttgarter Yarnbombing-Vorreiterin Elke Hahn und dem amerikanisch-deutschen Stricker David Wasser. Der Weg zur Festival-Idee war dann kein weiter und so investieren die drei seit Ende August ebenso viel Zeit wie Herzblut in die Organisation der anstehenden Premiere.

Und natürlich hält sie auch die große, noch laufende Festival-Mitmach-Aktion „Peace“ auf Trab. Willkommen sind gestrickte und gehäkelte Friedenssymbole, entweder nach Anleitung auf der „Woolinale“-Homepage oder nach ganz eigenen Ideen. Alle Beiträge, die bis 23. März ihren Weg zu Oberpfalz-Medien (Schalter oder Briefkasten in Amberg) finden, werden mit all den anderen fürs Festival zusammengeknotet und als großes, öffentlich sichtbares Zeichen für den Frieden in Köln präsentiert.

Im Anschluss werden die einzelnen Stücke gegen einen kleinen Spenden-Obolus abgegeben, die Wettbewerbs-Kunstwerke bestücken nach dem Festival eine Online-Versteigerung – beides zugunsten der Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes. Dass es „Woolinale“-Fortsetzungen geben wird, hält Heike Unger für wahrscheinlich: „Aber vielleicht nicht jedes Jahr“. Davon abgesehen fände sie mehr heimliche oder öffentliche Oberpfälzer „Yarnbombing“- Aktionen schön. Aber Obacht: Der rechtliche Bereich ist grau und Baumrinden schätzen nasse Wollumhänge nicht.

Video
Amberg06.11.2019
Amberg22.02.2023
Hintergrund:

Zur Veranstaltung

  • Woolinale, erstes Internationales Yarnbombing Festival Köln vom 31. März bis 2. April im Außen- und Eingangsbereich Süd der Handarbeits-Weltleitmesse "h+h cologne", alle Infos unter www.woolinale.de
  • Mitmach-Aktion Peace: Anleitungen unter www.woolinale.de/Mitmachprojekt "Peace", Abgabe bis 27. März bei Oberpfalz-Medien in Amberg, Mühlgasse 2, am Schalter oder im Briefkasten
  • Woolinale-Team: Ehrenamtlich organisieren Elke Hahn, Heike Unger und David Wasser das erste Yarnbombing Festival
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