28 Parzellen am Dorfende mit Blick auf Kalmreuth hat die Gemeinde unter dem Namen "Sonnenhang", auch bekannt unter "Im Wiesengrund", ausgewiesen. Die Bagger der Firma Gollwitzer und die Werbetafeln stehen schon. Die die Interessenten halten sich zurück: etwa 10 bis 15 sind es. Das ist ungewöhnlich, schaut man sich andere Gemeinden an. In Schirmitz kommen 100 Bewerber auf 40 Bauplätze.
Auch im Baugebiet "Sommerwiesen" in Vohenstrauß gibt es Interesse aus dem ganzen Umland.
Warum die Kaufinteressen den Flossern die Tür nicht einrennen, kann keiner so recht verstehen. Bürgermeister Günther Stich ist gar nicht mehr zu stoppen, als er die Vorteile von Floß aufzählt: Kindergärten, Schulen, Supermärkte, Ärzte, Banken, Arbeitsplätze, Kultur, Natur. "In 8 Minuten sind Sie mit dem Auto in Weiden", ruft dritte Bürgermeisterin Rita Rosner. Großzügig von Ortsende zur Stadtgrenze gemessen, kommt das sogar fast hin. "In 10 Minuten sind Sie von hier auf Autobahnen in alle vier Himmelsrichtungen", schätzt Amtskollege, zweiter Bürgermeister Oliver Mutterer.
Warum also hält sich das Interesse noch in Grenzen? Am Grundstückspreis von 88,80 Euro pro Quadratmeter kann es zumindest nicht liegen, sagt Stich. "Wir liegen unter der 90-Euro-Schallgrenze." Vohenstrauß liegt mit 68 Euro zwar deutlich darunter. Aber die Stadt hätte vor dem großen Bauboom das Gebiet 2016 erschlossen. Bei den jetzigen Preisen wäre das so nicht mehr möglich. Und Schirmitz mit bis zu 200 Euro pro Quadratmeter sei eh jenseits von Gut und Böse. "Leben hier ganz andere Menschen?", fragt sich Rosner.
Den knapp 2,7 Hektar großen Grund, auf dem gerade Ähren und Gräser statt Häuser wachsen, hat die Gemeinde von Landwirten aufgekauft, für 29,50 Euro pro Quadratmeter, verrät der Bürgermeister. "Der Preis war okay."
Der Verkaufspreis von 88,80 Euro sei vollkommen im Rahmen, Baugebiete in Püchersreuth und Ilsenbach kosteten auch etwa 80 Euro, merkt Josef Völkl, Direktor der Raiffeisenbank Floß, an. Auch die Bank ist mit im Boot, sie ist mit der Bekog Baulanderschließung aus Weiden Erschließungsträger, kümmert sich also um das Wege- und Versorgungsnetz. Sie hat acht Parzellen gesichert und vermarktet sie, die Bekog den Rest. "Wir sind der festen Überzeugung, dass wir die Gebiete loskriegen", ist sich Bankdirektor Jürgen Schnappauf sicher. "Wir wollen den Ort weiter entwickeln."
Ein Grund, warum noch kein riesiger Run auf die Bauplätze ist, fällt der Runde dann doch noch ein: Floß hat ein Imageproblem. "Das Image von Floß passt nicht zu den Fakten", sagt Stich. "Wir sind zu bescheiden, weil wir mit unseren Vorzügen noch nicht rausgegangen sind. Da müssen wir an uns selbst arbeiten, auch die, die für den Ort brennen." Einer davon ist Harald Gollwitzer, der sich mit seiner Baufirma um die Erschließung kümmert. "Für mich gibt's keinen anderen Ort auf der Welt."
Stich gibt auch zu, dass der Baugrund noch nicht genügend beworben wurde. "Da müssen wir jetzt in das aggressive Marketing einsteigen." Tausende Flyer werden als Beilage für die Zeitung gedruckt. Auch ein Straßenfest nach den Sommerferien ist geplant, bei dem sich Interessenten die Lage vor Ort ansehen können. Im Herbst etwa könne mit dem Bau begonnen werden. Und spätestens wenn einmal das erste Häuschen steht, gehen die anderen Grundstücke weg wie warme Semmeln, sind sich die Verantwortlichen einig. "Angst haben wir keine", sagt Bürgermeister Stich. Als der Gemeinderat 2017 dem Bebauungsplan zustimmte, prophezeite er: "Es geht um die Zukunft von Floß, nicht mehr und nicht weniger."
Die Flosser Baugenossenschaft "Eigenheim" hat, wie berichtet, kein Interesse, Grund im neuen Baugebiet "Im Wiesengrund" zu kaufen. Doch die im Bericht genannte "herbe Kritik" sei etwas übertrieben. "Die Gemeinde ist leider Gottes zu spät gekommen, das stimmt. Der Zug ist abgefahren", räumt Vorsitzende Marika Mauerer ein. Die Genossenschaft plant auf eigenem Grund in Plankenhammer acht Reihenhäuser, die Bauvoranfrage läuft.
Streit zwischen der Genossenschaft und der Gemeinde habe es jedoch nicht gegeben, betont sie. Der Bürgermeister sei im April auf sie zugekommen und habe sie gefragt, ob sie Interesse habe, im Baugebiet miteinzusteigen. "Das mussten wir ablehnen. Wir haben ja schon das Projekt in Plankenhammer", erklärt Maurer. Bürgermeister Stich berichtet auch von dem Gespräch. Er habe hier jedoch keine Offerte unterbreitet, sondern lediglich informiert, sagt er.
Nachfrage nach Mietwohnungen gebe es in Floß jedenfalls zu Genüge, sagt Maurer. "Bis vor sechs, sieben Jahren hatten wir teilweise noch Leerstände. Jetzt muss ich Interessenten vertrösten." Die kämen aus Floß, aber auch aus dem Umland. Der Grund: Allgemein sei ein Mangel an sozialem Wohnungsbau. "Die Leute sagen mir, dass es schwer ist, als Ottonormalverbraucher in Floß eine Mietwohnung zu finden."
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