Aus der Taufe gehoben wurde der Musikzug der Stadt Hirschau vor 70 Jahren als Fanfarenzug der Kolpingfamilie. Kooperator Jakob Wolfsteiner hatte Anfang der 1950er Jahre den damals 20-jährigen Josef Uschold animiert, einen Fanfarenzug aufzubauen. Uschold ging mit Feuereifer ans Werk. Zwölf Burschen der Kolpingjugend waren mit von der Partie. Sie trafen sich zum Üben in Hinterhöfen, Kellerräumen oder Waschhäusern. Am 1. Mai 1952 trat der Fanfarenzug auf dem Marktplatz zum ersten Mal auf. Die Burschen trugen schwarze Hosen und weiße Hemden. Kooperator Josef Schedl trieb den Umbau vom Fanfaren- zum Spielmannszug an. Im Mai 1967 präsentierte sich dieser in der blauen Heroldstracht. Mit der Kleidung änderte sich auch die musikalische Ausrichtung. Besonders verdient um die Ausbildung machten sich Georg Häusler, Rolf Mader und Georg Meier. Um die musikalische Entwicklung zu fördern, wurden ab 1973 auch Mädchen aufgenommen.
1975 beschloss Uschold den Aufbau einer Majorettengruppe. Unterstützt wurde er von Victoria Böller und Gerlinde Königseder. Am 10. August 1975 traten die Majoretten erstmals beim Drachenstich in Furth im Wald auf. In Hirschau feierten sie drei Wochen später beim Marktplatzfest Premiere. Heute wird die Gruppe von Lilli Pfab und Marie Giehrl geleitet. Ab 1977 wurde der Spielmannszug von Musiklehrer Peter Feldmeier zum Musikzug weiterentwickelt. 1987 zogen sich Sepp Uschold und Peter Feldmeier zurück. Werner Stein übernahm den Vorsitz. Die Verpflichtung des 20-jährigen Anton Lottner als musikalischer Leiter erwies sich als Glücksgriff. 1988 erfüllte sich der Traum vom eigenen Probenraum. Helmut Birner stellte ihn im Keller des Josefshauses zur Verfügung. Da der Musikzug seinem Nachfolger nicht ins Konzept passte, richtete man 2010 Probenräume im Schulhaus ein. Diese musste man im April 2019 wegen der geplanten Schulhaussanierung wieder räumen. Seither probt man wieder im Josefshaus.
2003 übergab Lottner den Dirigentenstab an den Kroaten Zlatko Stricic. Er kehrte 2004 in seine Heimat zurück. Seine Nachfolgerin, das damals 21-jährige Dirigenten-Eigengewächs Annette Pruy-Semsch, meisterte die Aufgabe mit Bravour. 2016 erhielt das Orchester beim Oberstufen-Wertungsspiel die Höchstwertung „mit ausgezeichnetem Erfolg“. Nach ihrem beruflich bedingten Wegzug wurde der 20-jährige Wolfgang Vögele 2017 mit der Orchesterleitung betraut. Er hatte ab Oktober 2018 auch das Jugendorchester unter seinen Fittichen. Dieses wurde Anfang 2022 aufgelöst, die Musiker*innen wurden in das große Orchester übernommen. Gegründet hatte man das Jugendorchester 2004. Zehn Jahre wurde es von Andrea Enderer geleitet, von 2014 bis 2018 von Sophia Hoffmann, gleichfalls einem Eigengewächs. Sie intensivierte die Jugendarbeit 2014 durch die Gründung einer Bläserklasse. Eine solche konnte auch 2017 eingerichtet werden. Unter der Leitung von Wolfgang Vögele gelang heuer zum dritten Mal die Bildung einer Bläserklasse. Aus ihr soll in zwei Jahren ein neues Jugendorchester hervorgehen.
2013 brachte nach 26 Jahren einen Generationswechsel im Vorsitz. Maximilian Stein, bis dahin Jugendvorstand, trat die Nachfolge seines Vaters Werner an. Ein Jahr später bekam der Musikzug Zuwachs in Form von Regina Merkls Kinder- und Jugendgarde. Nach sieben erfolgreichen Jahren unter dem Dach des Musikzugs machte sich die Garde 2020 als Narrhalla Hirschau selbständig. Das Thema Fasching bzw. Karneval genießt beim Musikzug einen besonderen Stellenwert. Seit 52 Jahren ist man bei Rosenmontagsumzügen im Rheinland dabei - zur Premiere 1970 in Mainz, ab 1978 alljährlich in Düsseldorf. Seit Mitte der 1980er Jahre gehört man zur Leibgarde ihrer Lieblichkeit Prinzessin Venetia. Heuer fiel die Reise der Corona-Pandemie zum Opfer. Ein Highlight des Hirschauer Faschings war jahrzehntelang der Landsknechtsball des Musikzugs im ausverkauften Josefshaus. Er fand letztmals am 17. Februar 1990 statt.
Am Sonntag, 7. August, findet ab 18 Uhr eine Sommerserenade im Schlosshof statt. Das Marktplatzfest ist am Samstag und Sonntag, 13./14. August. Nachgefeiert werden soll das 40-Jährige der Majoretten. Ein Aktivposten im Vereinsleben ist die Jugendvorstandschaft. Aktuell spielen 52 Musiker*innen unter Leitung von Wolfgang Vögele im großen Orchester, weitere 18 sind in Ausbildung. Mit Andrea Fleischmann absolviert derzeit wieder ein Eigengewächs die Dirigentenausbildung. Die finanzielle Situation des Musikzugs hat unter dem Wegfall von Osterkonzert und Marktplatzfest stark gelitten. Weitere Infos zu Spenden oder Mitgliedsanträge auf der Musikzug-Homepage unter www.musikzug-hirschau.de.
Musikzug Hirschau
- 1952 wurde der Musikzug Hirschau als Kolpings-Spielmannzug gegründet.
- Aktuell besteht er aus drei großen Sparten: Orchester, Nachwuchs/ Bläserklasse und Majoretten.
- Eine ehemalige Sparte ist die Garde. Sie gab es von 2014 bis 2020.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.