Die Feier des 160. Geburtstags beschränkt sich Corona bedingt auf den Besuch der Abendmesse an diesem Samstag um 18 Uhr in der Stadtpfarrkirche. Noch zu Lebzeiten Adolph Kolpings griff man in Hirschau dessen Idee zur Gründung katholischer Gesellenvereine auf. 29 Männer wählten Tischlermeister Thomas Schreiner zum Vorsitzenden, Sattlermeister David Popp und Fabrikbesitzer Johann Dorfner zu seinen Stellvertretern. Als erster Präses erhielt Cooperator Alois Rußwurm die oberhirtliche Bestätigung. Ende 1860 zählte man schon 42 aktive und 30 fördernde Mitglieder.
Hirschauer Stückl-Züge trägt die Fahnenweihe im Jahr 1862. Zum Stiftungsfest im Januar war der Nachbarverein Amberg mit seiner Fahne erschienen. Daher wollten die Hirschauer sich auch eine Fahne beschaffen. Eine Sammlung bei der Bürgerschaft ermöglichte dies. Zur Fahnenweihe am 15. Juni 1862 kamen zwar die Brudervereine aus Amberg und Nürnberg, aber eben nicht die Hirschauer Fahne. Deren Weihe wurde einige Tage später durch Stadtpfarrer Kotz nachgeholt. Groß wurde 1910 das 50-Jährige gefeiert mit Fackelzug und Festabend, Festgottesdienst mit Fahnenweihe und Feuerwerk. Auch wurde eine Ruhebank aufgestellt und eine Linde gepflanzt. Seitdem heißt der Platz Josefsruh.
Im Ersten Weltkrieg mussten von 30 zur Armee eingezogenen Mitgliedern 23 ihr Leben lassen. Das Dritte Reich brachte eine Zwangspause. Kaplan Hanauer: „Die Machthaber wollten keine religiösen Vereine dulden!” Bei der ersten Generalversammlung nach dem Krieg am 1. Dezember 1946 wurden Paul Freimuth zum Senior, Josef Widder zum Altsenior und Georg Dobmeier zum Vizepräses gewählt. Erste Großveranstaltung war das 90. Stiftungsfest 1950.
Mit dem häufigen Vereinslokalwechsel war Schluss, als die Pfarrei 1953 den Löwenbräusaal kaufte. Das in Josefshaus umbenannte Gebäude wurde Vereinslokal, bis man 1957 mit dem Anbau des Jugendheims ein eigenes Kolpingszimmer erhielt. Nach dem Umbau zum Pfarrheim wurde 1985 das heutige Zuhause der Kolpingsfamilie eingeweiht. Beim 100-Jährigen im Juli 1960 weihte Landespräses Fischer ein neues Kolpingsbanner. Das 150-Jährige wurde 2010 mit einem Festabend im Josefshaus gefeiert.
Die Tradition der Kolping-Theatergruppe reicht bis 1899 zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Herbert Mergans die Leitung. 1961 wurde im Josefshaus ein Passionsspiel aufgeführt, 1963 das Stück „Jedermann”. Viele Jahre leitete Hans Haberl die Theatergruppe. Sein Nachfolger Bepp Dietz verstarb in jungen Jahren. Ab 1995 führte Walter Widder Regie, seit 2010 Christina Wisneth. 1952 gründete Sepp Uschold den Kolping-Fanfarenzug. Er entwickelte sich vom Spielmannszug zum Musikzug, dem heutigen kulturellen Aushängeschild der Stadt Hirschau.
Ein sportliches Kapitel schlug Walter Widder 1964 mit der Gründung des TTC Kolping auf. Seit 2002 steht Hans Fleischmann an der Spitze. Ab 1975 lud der TTC Kolping viele Jahre zum Weinfest mit Kür der Hirschauer Weinkönigin. 1960 rief Widder das Jura-Gartenfest ins Leben, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam feiern. Mitglieder der Kolpingsfamilie waren stets als Helfer dabei. Der Festerlös kommt den Jura-Werkstätten zugute. Ein herausragendes gesellschaftliches Ereignis war über Jahrzehnte bis 2003 der Kolpingsball, Hirschaus einziger Schwarz-Weiß-Ball.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Kriegsgräbereinsätze der Mitglieder. Adolf Wisgickl war in Frankreich dabei, die Jungkolpinggruppe St. Wolfgang in den 1960er-Jahren am Futapass in Italien. Sie stieß dort auf das Grab des Hirschauers Heinrich Schuster. Walter Widder nahm als einziger Hirschauer an einem Entwicklungshilfeprojekt in Kamerun teil. Zu den erfreulichen Ereignissen in der Geschichte der Kolpingsfamilie zählt die Priesterweihe von Mitglied Herbert Mader im Jahr 1995. Seit 2001 hat die Kolpingsfamilie eine Frauengruppe. Zur Frauenbeauftragten wurde Erika Heuberger gewählt. Ihr folgten in diesem Amt Elisabeth Schorner und aktuell Karin Maier.
1968 organisierte Adolf Wisgickl die erste dekanatsweite Altkleider- und Altpapiersammlung. 2018 fand die Straßensammlung letztmals statt, da die Mengen zurückgingen und immer schwerer Helfer und Fahrzeuge zu finden waren. Beibehalten wurde die Altwarenannahme in der seit 1989 im Obstverwertungsstadel untergebrachten Sammelstelle. In den vergangenen zehn Jahren wurden 495 Tonnen Altpapier und 198 Tonnen Altpapier gesammelt. Aus den Erlösen spendete der Verein rund 65 000 Euro an soziale Einrichtungen.Seit 2010 ist Siegfried Schorner Vorsitzender. Das Vereinsleben beschränkt sich in der Regel auf die Monatsversammlungen. Hervorstechende Ereignisse sind jedes Jahr das Stiftungsfest und der Kolpinggedenktag.


















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