Wir beendeten die vierte Etappe der Wanderung entlang der ehemaligen Lokalbahn Amberg-Lauterhofen am ehemaligen Bahnhof in Kastl (OWZ vom 15. Mai 2019). Eisenbahnfreunde sind glücklich, dass der Bahnhof in Kastl dank Eigeninitiative renoviert wurde und mit einem Lokal neues Leben einkehrte. Exponate und Fotos in der Gaststube erinnern an die romantische Zeit des "Kastler Bockls".
Wir folgen der leicht ansteigenden Strecke in Richtung Berghäuser Weg. Diese Brücke wurde im Frühjahr 2001 höhergelegt, damit auch größere Fahrzeuge den steilen Weg passieren können. Die Strecke nördlich des Kalvarienberges bis Pfaffenhofen ist mit den vielen Felsen landschaftlich beeindruckend.
Bald erreichen wir den Ort Pfaffenhofen. Hoch über dem Ort thront die Schweppermannsburg, ein beliebtes Ausflugsziel. Die Haltestelle lag bei Kilometer 23,4. Die neu verlegte B 299 hat im Ort alle Spuren an die Lokalbahn-Zeit verschwinden lassen. Viele nostalgische Postkarten mit Eisenbahn-Motiven geben aber eine gute Vorstellung des Streckenverlaufs.
Verschwundene Relikte
Kurz vor Pattershofen erinnerte bis vor 15 Jahren eine ehemalige Bahnbrücke über die Lauterach an die Zeit, als von 1903 bis 1972 Dampfzüge und Dieselloks das Lauterachtal durchquerten. Aber aus dieses Relikt ist inzwischen verschwunden.
Obwohl der Haltepunkt Pattershofen, wie auch der Haltepunkt Kastl (nicht zu verwechseln mit dem bis zuletzt existierenden Bahnhof Kastl) bereits 1922 wegen zu geringen Verkehrsaufkommens aufgelöst wurde, hielt dort dennoch ab und zu auf besonderen Wunsch der Zug. Die Passagiere mussten das aber mit dem Lokführer absprechen. In Höhe des heutigen Anwesens Kastler Straße 1 ging es vor dem Bahnbau etwas beengt zu: Gleich hinter dem Bauernhof der Familie Blomenhofer führte der schmale Verbindungsweg nach Brunn und Lauterhofen vorbei. Rechts des Weges begann bereits der felsige Berghang. Dort stand früher eine kleine Kapelle.
Nadelöhr
Durch dieses Nadelöhr musste auch noch die Bahnlinie geführt werden. Die Bahntrasse wurde auf dem ehemaligen Weg errichtet. Die Kapelle wurde abgerissen, der Berg ein gutes Stück abgetragen und der Weg rechter Hand der Bahn wieder neu angelegt. Eine neue Kapelle fand an der heutigen Stelle, integriert in das bäuerliche Anwesen, ihren Platz, nun mehr links neben der Bahn.
Auf dem weiteren Weg bis zum Haltepunkt Brunn passierten die Bahnreisenden auf nur zwei Kilometer Wegstrecke gleich vier Mühlen: Schlögelsmühle, Hadermühle, Hansmühle und die Fischermühle. Daran kann man erkennen, wie wichtig einst die Wasserkraft als Energiequelle war. Kurz vor der Schlögelsmühle kommt der Wanderer am momentan sehr umstrittenen "Hallerbrunnen" vorbei. Um das Quellwasser (80 Liter Schüttung pro Sekunde) wird zur Zeit heftig gekämpft. "Im Zuge des geplanten Autobahnbaues von Nürnberg über Alfeld und Kastl nach Regensburg wurde etwa im Jahre 1937 damit begonnen, die Haltestelle Brunn als Verladebahnhof auszubauen", erinnerte sich Martin Bösl von der Hansmühle im April 2000 in einem Gespräch mit Lars Drescher. "Neben dem vorhandenen Durchgangsgleis sollten zwei Nebengleise zur Entladung der Baumaterialien errichtet werden. Außerdem wurde an der Haltestelle Brunn früher Ocker entladen und mit Fuhrwerken zur Farbmühle in der nahe gelegenen Schlögelsmühle gebracht. Dort wurde der Lehm gebrannt und zu feinem Mehl für die Herstellung von Ockerfarben gemahlen."
Streich gespielt
Ein ehemaliger Haltepunkt auf der Strecke war in Brunn, kurz vor Lauterhofen (Kilometer 26). Dort musste der Lokführer seinen Zug zentimentergenau zum Stehen bringen, weil sonst der Waggon schon auf der kleinen Bachbrücke stand. Einmal spielte der Lokführer einem grantelnden Bauern einen Streich. Der Lokführer hielt genau über dem Bachlauf. Der Bauer stieg aus und - plumpste direkt ins Wasser. Die übrigen Mitfahrer hatten dabei ihren Spaß.
Nach Brunn machte die Bahn einen Knick nach Südwesten und vorbei an der Bachhaltermühle, dahinter der Galgenberg und Eselsberg, war nach 28,4 Kilometer der Endpunkt der Strecke, der Markt Lauterhofen nicht mehr weit. Die Renovierung des letzten Streckenabschnittes mit den beiden Brücken in Lauterhofen, die Brücke über die Neumarkter Straße und die Gleisnachbrücke wurde Anfang Mai 2001 begonnen und ist inzwischen fertiggestellt. Der Aufwand für die Sanierung der beiden Brücken betrug mehr als eine Million Mark. Teile der Strecke sind ab dem Ortsteil Zipfel bereits als Radweg ausgebaut.
Heute Schulungsraum
Der Bahnhof in Lauterhofen wird heute von der Marktgemeinde Lauterhofen (Marktverwaltung und Standesamt) und der Feuerwehr Lauterhofen (Schulungsraum mit "Floriansstüberl") genutzt. Der Schulungsraum der Feuerwehr dient zugleich als Sitzungszimmer des Marktgemeinderates. Außerdem hat im ehemaligen Bahnhofsgebäude der Zweckverband zur Wasserversorgung ("Pettenhofener Gruppe") seinen Sitz. Ein Gebäude für den Bauhof wurde angebaut.
Einkehrmöglichkeiten: Das "Gasthaus Schweppermann" von Paul Gehr in Pfaffenhofen (Ruhetag Donnerstag) und das Gasthaus von Josef Gruber in Brunn (unter der Woche täglich ab 16 Uhr - außer Mittwoch - geöffnet) bieten gutbürgerliche Einkehrmöglichkeiten.
























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