Der Friedhof, eine Stätte der Erinnerung, der Dankbarkeit, der Verehrung und des Glaubens, ist Mittelpunkt einer Gemeinde und gehört wie die Kirche zu jedem Ort. Lagen die Gottesäcker ursprünglich außerhalb der Siedlung, so gingen die Menschen mit der Einrichtung von Pfarreien ab dem 8. beziehungsweise 9. Jahrhundert dazu über, Verstorbene auf dem sogenannten Kirchhof zu bestatten.
Auch in Schnaittenbach lag der Friedhof in früheren Zeiten, wie bei allen Dorfkirchen, um die Kirche herum. Davon zeugen noch einige an der Südseite des Kirchturms und an der Kirchen-Nordseite angebrachte Tafeln. Im Jahr 1703, so ist es in alten Chroniken zu lesen, herrschten in dem viel zu kleinen Kirchenfriedhof unhaltbare Zustände, so dass unter dem damaligen Pfarrer Mathias Bauer eine Erweiterung um 18 Fuß Länge und 14 Fuß Breite vorgenommen wurde.
Gefahr einer Seuche
60 Jahre später (1763) war der Friedhof wieder zu klein, so dass man aus Platzmangel die bestatteten Leichen höchstens fünf bis sechs Jahre dort ruhen lassen konnte. Danach wurden die Gräber wieder geöffnet, um andere Verstorbene bestatten zu können. Außerdem waren keine Wege vorhanden, so dass man durch die Gräber gehen musste, um zur Kirche zu gelangen. Der Platz bei der Kirche reichte vorne und hinten nicht mehr aus, so dass die Pfarrei sowohl 1803 als auch um 1830 wegen der Cholera-Seuchengefahr eine Friedhofsverlegung ins Auge fasste.
Erst 14 Jahre später, 1844, nachdem die Seuche wiederholt bis an die Grenze Bayerns vorgedrungen war, wurde der Friedhof bei der Kirche aufgelassen und der Gottesacker unter dem damaligen Pfarrer Franz Seraph Specht außerhalb des Marktes auf einem Acker vor dem sogenannten Lohtor, dem jetzigen Friedhofsstandort, verlegt. Der Schlämm-Arbeiter Bauer aus Schnaittenbach machte im Oktober 1910 eine Eingabe an das königliche Bezirksamt Amberg wegen Erbauung eines Leichenhauses. Begründung: sanitäre Missstände, die die Aufbahrung der Leiche in kleinen Wohnungen mit sich brachten. Während des Ersten Weltkriegs 1916 entschied sich die Kirche, durch den Erwerb der Grundstücke von Josef und Barbara Kausler den Friedhof mit einer Länge von 80 Meter und einer Breite von 44,5 Meter zu erweitern. Außerdem wollte man ein Leichenhaus bauen, nachdem die Leichenaufbahrung zu Hause immer schwieriger wurde, da viele Wohnungen nur mehr über ein oder zwei Zimmer verfügten.
Endlich ein Leichenhaus
Nachdem die damalige Regierung mit dem Leichenhaus-Standort nicht einverstanden war, der Grunderwerb wegen zu hoher Geldforderungen gescheitert war und die Kosten für Material und Arbeitslohn um 30 bis 40 Prozent gestiegen waren, ruhte der Leichenhausbau etwa zehn Jahre lang.
Bei einer gemeinsamen Sitzung am 9. Mai 1924 sprachen sich 23 Mitglieder der Kirchenverwaltung, des Gemeinderats von Schnaittenbach und des Gemeinderats der damals noch selbstständigen Gemeinde Forst für einen Leichenhausbau aus. Erst im Mai 1927 war man dann soweit. Pfarrer Karl Kramer weihte das Bauwerk im Jahr 1928 ein. Die Kosten beliefen sich damals auf um die 20 700 Reichsmark (RM). Die Leichenhauswohnung wurde für 12 RM monatlich an den Leichenwärter vermietet. Nach mündlicher Überlieferung sollten anfangs der 20er-Jahre evangelische Christen ursprünglich nicht im katholischen Friedhof Schnaittenbach, sondern im Friedhof in Kohlberg beerdigt werden.
Auch für Evangelische
Ein Schnaittenbacher war damit nicht einverstanden und wandte sich an das Landratsamt Amberg, das den damaligen Pfarrer der Pfarrei St. Vitus anwies, dass im katholischen Friedhof auch evangelischen Christen eine Grabstätte zugewiesen werden müsse. Bedingt durch den enormen Anstieg der Bevölkerung durch Heimatvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Gottesacker abermals zu klein, so dass sich die Kirchenverwaltung mit Stadtpfarrer Josef Kett an der Spitze dazu entschloss, weitere Grundstücke zu erwerben und 1967/68 den Friedhof nach Süden hin zu erweitern.
Neue Aussegnungshalle
20 Jahre später, im Jahr 1987, war eine weitere Friedhofsvergrößerung unter Stadtpfarrer Josef Gebhardt notwendig, und zwar diesmal nach Westen Richtung Vitusheim hin. Das 1928 erbaute, 60 Jahre alte Leichenhaus befand sich Ende der 80er-Jahre in einem schlechten Zustand. Es war zu klein und entsprach nicht mehr den Anforderungen.
Aufgrund des ungenügenden Platz- und Raumangebots, und nachdem eine verstorbene Schnaittenbacherin eine entsprechende Geldstiftung gemacht hatte, baute die Kirche unter Pfarrer Josef Gebhardt eine neue Aussegnungshalle, die 1995 eingeweiht wurde. 1996 kamen das Urnengebäude und 2015 das Urnen-Stelenfeld dazu. Nachdem in jüngster Vergangenheit immer mehr Gräber aufgelöst wurden, ist die ursprünglich einmal vorgesehene Friedhofserweiterung auf der Lindner-Wiese an der Straße Am Graben wohl nicht mehr nötig.Weitere Bilder im Internet: www.onetz.de/2885546
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