Einer der bundesweit bekanntesten Einwohner der Stadt Schwandorf ist tot. Der Pianist Stefan Mickisch ist am Freitag überraschend im Alter von nur 58 Jahren gestorben. Nach Informationen der Mittelbayerischen Zeitung bestätigte dies ein Mitglied aus dem engsten Familienkreis. Mickisch war bekannt aufgrund seiner Einführungsmatineen bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth. Zuletzt veröffentlichte er sechs neue Doppel-CDs. Ende vergangenen Jahres dann erhielt er eine Einladung an die Sibelius Akademie in Helsinki, wo er ab Ende April - zunächst per Skype - mittels einer Professur dazu beitragen sollte, Wagner in Finnland populärer zu machen. "Da ich auch ein großer Fan von Jean Sibelius bin, kann ich mir nichts Schöneres als diesen Traumjob vorstellen", bekundet Mickisch schriftlich auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien noch im Januar.
Mickisch hinterlässt seine Frau. Sein Letzter Wille war es, in der Stadt seiner Sehnsucht, Wien, beigesetzt zu werden.
Ein bewegtes Leben
Bereits als Kind gab Stefan Mickisch 1969 sein erstes öffentliches Konzert in Waldmünchen, ein Jahr später begann er, Violine und Orgel zu spielen. Er gewann mehrfach bei "Jugend musiziert" und legte 1982 sein Abitur am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium in Schwandorf ab. Nach und nach wurde er zu einem Pianisten, der in der gesamten Welt gefragt war. 2019 war das Jahr seines 50. Bühnenjubiläums. Zu diesem Anlass veranstaltet er eigene "Festspiele" in seiner Kronstettener Villa, wo er auch einige seiner CDs aufnahm.
Besonders seine Leidenschaft für die Philosophie ging in sein musikalisches Schaffen ein. Getreu dem Motto, nur wer Philosophen wie Nietzsche oder Schopenhauer versteht, der versteht, welche Rolle sie im Leben Richard Wagners oder im Schaffen Richard Strauss' gespielt haben. Mickisch hatte zum Beispiel eine CD veröffentlicht, in der sich mit Nietzsches "Also sprach Zarathustra" und dessen musikalischer Umsetzung durch Strauss beschäftigte.
Zerwürfnis mit Villa Wahnfried
Mickisch nahm kein Blatt vor den Mund, weshalb er auch massiv kritisiert wurde. 2014 wurde er mit einem Text auf Facebook auffällig, als er erklärte, er wolle Richard Wagner vom Vorwurf des Antisemitismus reinwaschen. Daraufhin wurde ihm die Verharmlosung des Holocaust vorgeworfen. 2020 machte Mickisch erneut Schlagzeilen. Der Wagner-Experte hatte bereits seit längerem gegen die Corona-Politik geschrieben. Unter anderem hatte er im April die Gesundheitspolitik der Bundesregierung als "Coronafaschismus" bezeichnet und vor drohender Totalüberwachung gewarnt. Der Höhepunkt: Mickisch verglich sich in einem Post mit dem Nazi-Widerstandskämpfer Hans Scholl. Aus Sicht des Direktors des Richard-Wagner-Museums in Bayreuth in der Villa Wahnfried stellte der Pianist mit diesem Bezug die Bundesregierung auf eine Stufe mit dem Nazi-Regime. Stefan Mickisch wurde zur "unerwünschten Person" in der Villa, die das einstige Wohnhaus Wagners ist, erklärt.
Einige Lebensstationen
- Mickisch wurde 1962 in Schwandorf geboren.
- 1966 beginnt er mit dem Klavierspielen
- 1982 schließt er sein Klavier-, Violin- und Musikgeschichte-Studium am Meistersinger- Konservatorium in Nürnberg ab.
- 1982 – 1987 studiert er an der Musikhochschule Hannover Klavier.
- 1986 – 1991 Klavierstudium am Konservatorium Wien.
- Von 1991 bis 2018 produzierte er 65 CDs und DVDs. 2020 veröffentlichte er weitere sechs Doppel-CDs.
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