Tirschenreuth
06.06.2023 - 12:45 Uhr

Schmeller-Gesellschaft schlägt sprachlich-kulturelle Brücke nach Westböhmen

Um die Bedeutung des Dialekts ging es bei einem Symposium internationaler Forscher. Dabei fiel der Blick auch auf eine Kooperation der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft aus Tirschenreuth mit der Westböhmischen Universität Pilsen.

In der ehemaligen Zisterzienserabtei in Walderbach stieg das "8. Dialektologische Symposium im Bayerischen Wald". Als geschichtsträchtiger Ort sei diese die passende Kulisse für die Tagung mit rund 30 internationalen Dialektforscherinnen und -forschern gewesen, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Denn wer in die Geschichte einer Sprache eindringen wolle, kommt an ihren Dialekten nicht vorbei.

Die Organisatoren von der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft aus Tirschenreuth hätten ein Thema mit aktuellem Bezug gewählt: "Dialekt unterwegs - Varietäten im Zeichen von Globalisierung und Migration." Christian Ferstl, Vorsitzender der Schmeller-Gesellschaft, brachte das Thema auf den Punkt: "Was passiert mit der angestammten Sprache eines Menschen, wenn er unterwegs ist? Nimmt er sie mit oder legt er sie ab?" Peter Kaspar, ebenfalls Vorstandsmitglied der Schmeller-Gesellschaft, unterstrich die Relevanz der Fragestellung: "Sprachen und damit auch Dialekte sind fortwährend unterwegs und insoweit zwangsläufig Veränderungen unterworfen, die mehr Möglichkeiten bieten, als auf den ersten Blick ersichtlich sind." Aufgabe von Sprachwissenschaftlern sollte es sein, diese Übergänge zu untersuchen.

Boris Blahak von der Westböhmischen Universität Pilsen ging der Frage nach, wie man "das Bairische zurück nach Böhmen" bringen könnte. Weiter zeigte er konkrete Möglichkeiten zur grenzüberschreitenden Kommunikation im interregionalen Kontext auf. Damit knüpfte er an die zu Beginn der Veranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellte Kooperationsvereinbarung zwischen der Schmeller-Gesellschaft und der Philosophischen Fakultät der Westböhmischen Universität Pilsen an. Diese war im vergangenen Jahr unterzeichnet worden und umfasst die Bereiche Forschung, (Sprach-)Kultur, Bildung und Begegnung. Bei der Präsentation nannte Blahak konkret die Arbeitsbereiche Dialektologie, Dialekt und Bildung/Schule, Förderung und Erforschung von Regionalsprache im bairischen Kontext sowie den bairisch-tschechischen Sprachkontakt. Weiter brachte er als mögliche Arbeitsformen Begegnungsseminare, Ausstellungen und Exkursionen ins Spiel.

Wie wichtig der Schmeller-Gesellschaft diese Form der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sei, zeige laut Vorsitzendem Ferstl alleine die Tatsache, dass mit dem Koordinator für die Kooperation mit der Pilsner Uni extra ein neuer Posten geschaffen worden sei. Diesen bekleidet fortan Peter Kaspar.

Neben dem wissenschaftlichen Austausch gab es auch themengerechte Unterhaltung. Dafür sorgte das Abendprogramm, in dem Richard und Vojtĕch Sulko aus dem böhmischen Netschetin Mundarttexte, Gedichte und Egerländer Volkslieder zu Gehör brachten.

Die Dialektologischen Symposien im Bayerischen Wald haben ihren Ursprung im Jahr 2002, als in Kirchdorf im Wald ein Michael-Kollmer-Gedächtnis-Symposium abgehalten wurde. Weitere folgten 2008 ("Mundart und Medien"), 2009 ("Mundart als Sprachschatz"), 2012 ("Dialekt und Religion"), 2014 ("Mundart auf der Bühne") sowie 2017 ("Mundart im Kontext der Onomastik").

Hintergrund:

Die Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft

  • Gründung: 1979
  • Ziel: Erforschung dialektologischer und literarischer Hinterlassenschaften von Johann Andreas Schmeller, Bekanntmachung dessen Werke, Förderung von Mundartpflege und -forschung
  • Aktivitäten: Lesungen, Vorträge, Ausstellungen und Fachtagungen; Publikation wichtiger Arbeiten in Jahrbüchern
  • Preis: Seit 1985 etwa alle drei Jahre Verleihung des mit 2000 Euro dotierten Johann-Andreas-Schmeller-Preises für hervorragende wissenschaftliche Leistungen
 
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