Vohenstrauß
29.10.2023 - 20:17 Uhr

Absurder Spaß beim Landestheater: Zwei Ehefrauen, unendliche Probleme

Die Frauen sehen sich misstrauisch an. Bald wissen sie, dass sie mit dem gleichen Mann verheiratet sind. Da wären aber noch andere Figuren. Wer ist (gerade) wer und warum? Und wie behält man bei der LTO-Komödie beim Lachen den Überblick?

Es ist der Moment, in dem nichts mehr geht. Ein ruhender Punkt inmitten des Chaos, im Auge des Hurrikans britischer Comedy-Kunst. Dann bricht es los: Bigamist John Smith (Johannes Lukas) ist aufgeflogen. Lange hat es gedauert. Zur Freude des Tränen lachenden Premierenpublikums der Produktion des Landestheaters Oberpfalz, das die aberwitzige Kultkomödie um eine Doppelehe und ihre zusammenbrechende Fassade mit viel Applaus belohnt.

John, der sein Leben zwischen zwei Frauen in zwei Londoner Ortsteilen akribisch getaktet hat, fällt durch einen Unfall aus seinem „Stundenplan“. Das Problem: Beide Ehefrauen, die etwas überspannte Mary (Mica Bara) und die resolute Barbara (Mona Fischer) haben sich inzwischen an die jeweilige Polizeiinspektion gewandt.

„Renn um dein Leben“

Besser als der sperrige deutsche Titel „Doppelt leben hält besser – Taxi, Taxi“ trifft der originale, das Wortspiel „Run For Your Wife“ ins Schwarze. Mit vollem körperlichen Einsatz und unendlich vielen hanebüchenen Lügen versuchen John und Nachbar Stanley (brüllend komisch: Jens Ulrich Seffen) nun am Telefon und vor Ort in den Wohnungen einen Dammbruch zu verhindern. Doch die Frauen und Polizisten nähern sich immer weiter an.

Gibt es gar zwei John Smiths, hat John seine Beule von einer Damenhandtasche oder einem Eichenbalken, ist Barbara eine Drag-Queen oder eine Putzfrau, sind John und Stanley am Ende schwul und ist Stanley überhaupt Stanley?

Im verwirrenden Chaos legt Alexandra Marinescu immer noch eine Schippe drauf. Die Regisseurin verdichtet den intelligenten Stoff des mittlerweile 91-Jährigen Komödienschreibers Ray Cooney mit viel Detailliebe. Die Farbcodes in der Ausstattung und die Wohnzimmerteile mit aktiven und inaktiven Figuren im schnellen Wechsel tun ihr Übriges. Slapstick und wunderbarer Sarkasmus sorgen dafür, dass der Humor sich parallel zum stetig und rasant ansteigenden Spannungsbogen potenziert. Im gesponnenen Lügengewebe ist bald jeder Nebensatz vieldeutig und komisch. Aberwitzige Szenen, etwa als John einen verräterischen Artikel in der Heimatzeitung „New Day“ über seinen Unfall in seiner Not aufisst, oder Stanley einen sächselnden Landwirt mimen muss, sind grandios.

Herausragende Darsteller

Lukas gibt in einer ergötzlichen Tour de Force den unsympathischen Bigamisten mit gerade so viel frechem Charme, dass das Publikum mit ihm mitfiebert. Das beeindruckt auch die Regisseurin. „Ohne das würde die Komödie nicht funktionieren. Johannes ist perfekt für die Rolle, wie auch die anderen Schauspieler.“ Wie Seffen, dessen genervter, gepeinigter Stanley zum Publikumsliebling avanciert. Oder Bara und Fischer, die als die Ehefrauen auf Nervenzusammenbrüche und Tobsuchtsanfälle zusteuern. Julian Kühndel setzt als überkandidelt schwuler Nachbar dem noch das Sahnehäubchen auf. Auch die Laiendarsteller Gerhard Kühner und Hans-Jürgen Gmeiner schlagen sich als Inspektoren prächtig.

Johns Beichte beschließt einen außergewöhnlichen Theaterabend, wirft aber eine weitere Frage auf: Sind aller guten Dinge nicht drei?

Info:

Termine: Doppelt leben hält besser – Taxi, Taxi (LTO 2023)

  • 3.,4.,5. November in Vohenstrauß, Stadthalle
  • 17., 18.,19. November in Weiden, altes Ring-Kino
  • 25. November in Grafenwöhr, Stadthalle
  • 17. Februar in Neunburg vorm Wald, Schwarzachtalhalle
  • 15. März in Speinshart, Gemeindezentrum
 
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