Weiden in der Oberpfalz
22.02.2024 - 18:03 Uhr

Fußball, Spenden, Stammtisch: Was von der Detag bis heute geblieben ist

Die Detag existiert offiziell nicht mehr – doch in der Oberpfalz sprinten trotzdem noch Menschen mit ihrem Wappen über den Rasen oder pflegen die alten Traditionen der Glasmacher. Diese bewohnten früher sogar ein eigenes Viertel in Weiden.

Folge 6 – Ein Schuss, ein Tor, die Detag

In Weiden gab es ein eigenes Viertel, welches um die ehemalige Glasfabrik der Kupfers entstanden ist. Das sogenannte "Hütterer-Viertel". Inzwischen existiert es nicht mehr. Auf dem Gelände findet man nun Baumärkte, Elektrogroßhändler oder Supermärkte. Doch es gibt immer noch Menschen, die im ehemaligen "Hütterer-Viertel" aufgewachsen sind. Und sie sprechen darüber. Sie treffen sich jeden ersten Mittwoch im Monat zum "Hütterer-Stammtisch" in einem Wirtshaus vor den Toren Weidens.

Bei einem Bierchen tauschen sie sich aus und lassen die Erinnerungen hochleben – auf das Leben neben dem großen Glaswerk. Ein Leben, das nie zur Ruhe kam. Denn eines war klar: Die Wanne musste laufen – immer. Wenn der eine Feierabend hatte, fing der andere an. Schichtbetrieb. Rund um die Uhr, jeden Tag. Die Detag bestimmte den Alltag der Menschen, die im ehemaligen "Hütterer-Viertel" lebten. Wenn ein Gewitter aufzog, bangten alle, ob die Wanne weiterlaufen würde. "Jeder Stromausfall kostet Millionen", erklärt Reinhold Gietl. Er war jahrelang Werksleiter des großen Pilkington-Glaswerks in Weiherhammer (Landkreis Neustadt an der Waldnaab).

Die "Gläserne Elf"

Er betont: Das Viertel, "das war eine eingeschworene Gemeinschaft, wie eine Familie". Eine eingeschworene Gemeinschaft waren die "Glaserer" aber nicht nur im Alltag und auf der Arbeit. Sie waren es zum Beispiel auch auf dem Fußballplatz. In Weiden spielte nämlich der TSV Detag Weiden. Eine Fußballmannschaft, die den Spitznamen „Gläserne Elf“ trug. Sie gibt es inzwischen nicht mehr. Doch in Wernberg-Köblitz, knapp 20 Kilometer südlich von Weiden, wird immer noch Fußball gespielt, mit dem Detag-Wappen auf der Brust.

Wie in Weiden ist auch in Wernberg-Köblitz (Landkreis Schwandorf) ein besonderes Leben rund um das ehemalige Detag-Werk entstanden, es wurden ein Verein gegründet und die Werte der "Hütterer" gelebt. Der TSV Detag Wernberg wurde 1957 gegründet. Neben Fußball bietet der Verein noch weitere Sportarten an, zum Beispiel Judo, Tischtennis und Leichtathletik. Die Fußballplätze des TSV liegen direkt neben dem Fabrikgelände der heutigen Flachglas-Gruppe.

Der "Detag-Schimmel"

"Ja, der ‚Detag-Schimmel‘, das ist immer eine lustige und gute Sache gewesen", ruft ein Teilnehmer des "Hütterer-Stammtisches" plötzlich und muss grinsen. Er spielt damit auf eine Tradition an, die nur Gutes im Schilde führt. Es handelt sich dabei um eine Faschingstradition, die in dieser Form seit 1967 besteht. Den Schimmel selbst gibt es sogar noch länger. Früher war das Pferd noch echt, doch inzwischen wird lieber auf ein Kostüm zurückgegriffen, in das zwei Menschen gesteckt werden. Die Mitarbeiter der Flachglas AG schickten einst den kostümierten Gaul für den guten Zweck auf Reisen. Jetzt führen Beschäftigte aus dem Pilkington-Werk in Weiherhammer und der OWS in Weiden (Service für Schienenfahrzeuge) die Tradition fort. Wenn nicht gerade Fasching ist, wird der Schimmel in einer Garage der Werksfeuerwehr bei Pilkington in Weiherhammer eingelagert. Reinhold Gietl trug also jahrelang den inoffiziellen Titel "Stallmeister des Detag-Schimmels". Der Kopf des Kostüms wurde damals übrigens in der eigenen Kunststoffsparte der Flachglas AG gefertigt.

Jeden Rosenmontag und Faschingsdienstag trabt der "Detag-Schimmel" traditionell durch Oberpfälzer Amtsstuben und Firmen. Dort wird er symbolisch für gute Zwecke versteigert. In den vergangenen Jahren konnten auf diese Art und Weise viele Kindergärten oder gemeinnützige Organisationen finanziell unterstützt werden.

Die Detag – sie ist in der Oberpfalz immer noch ein Begriff. In ihrem Namen sprinten die Menschen auch heute noch über den Rasen, liefern sich spannende Tischtennis-Duelle, sammeln Spenden oder treffen sich regelmäßig zu Stammtischen. Die Kupfers haben mit ihr etwas geschaffen, das bleibt. Oder um es mit den Worten von Reinhold Gietl auszudrücken: "Wenn dich das Glas einmal gepackt hat, dann lässt es dich nicht mehr los."

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