Grafenwöhr
27.05.2019 - 17:49 Uhr

Deutsche Beschäftigte von US-Armee überrascht

Radpanzer vom Typ "Stryker" fahren über die Schießbahn auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Bild: Petra Hartl
Radpanzer vom Typ "Stryker" fahren über die Schießbahn auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Die deutschen Arbeitnehmer bei der US-Armee in der Oberpfalz sind am Montag aus allen Wolken gefallen. Sie waren nicht über die Ausschreibung informiert worden, mit der die US-Streitkräfte seit 20. Mai nach Unternehmen suchen, die bereit und fähig wären, Wartung und Reparatur der Fahrzeuge der amerikanischen Garnisonen in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu übernehmen. Bislang werden zivile Lastwagen, Bulldozer, Walzen, Bagger und Feuerwehrfahrzeuge von deutschen Angestellten in den jeweiligen Standorten gewartet und repariert.

"Das ist das erste Wort, das wir hören", sagte Kathrin Birner, Gewerkschaftssekretärin im Verdi-Bezirk Oberpfalz am Montag auf Anfrage unserer Redaktion. Leider habe die US-Seite versäumt, die Beschäftigten zu informieren. Birner forderte, dass der Arbeitgeber bald Flagge zeigt und erklärt, ob die Ausschreibung bedeutet, dass er diese Bereiche schließen will. Tief erschrocken zeigte sich der Betriebsratsvorsitzende bei der US-Garnison Grafenwöhr (Kreis Neustadt/WN) Wolfgang Dagner. "Das ist absolutes Neuland", sagte er. "Die Betriebsvertretung ist überrascht, dass sie vom Arbeitgeber nicht informiert worden ist, dass so etwas angedacht wird." Dagner hätte erwartet, dass der Betriebsrat informiert wird, bevor die Ausschreibung veröffentlicht wird. Und öffentlich ist die Ausschreibung seit dem 20. Mai.

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Die Arbeitnehmer bei der US-Armee machen nun die Hölle durch, ist Birner überzeugt. Sie würden sich Sorgen machen, wie es mit ihnen und ihren Arbeitsplätzen weitergeht. Zugleich verweist sie darauf, dass nicht bekannt sei, was an amerikanischen Truppenbewegungen mit der Ausschreibung verbunden ist.

Es wäre nicht das erste Mal, dass zunächst Militärfahrzeuge in Grafenwöhr durch deutsche Mechaniker gewartet werden, diese dann aber an einen anderen Standort gebracht werden und die Arbeitsplätze wegfallen. Zeitweise waren bis zu 30 deutsche zivile Kräfte damit betraut, die schweren Fahrzeuge aus dem European Activity Set (EAS) auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr zu warten und aufzubereiten. Dann änderte die US-Armee ihre Pläne und die Stellen für die Deutschen fielen weg.

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Schon damals, im August 2016, beklagten Politiker, dass es an der Abstimmung der US-Seite mit dem Personalrat fehle und sich das Verhältnis von deutschen zu amerikanischen Zivilbeschäftigten verschlechtere. Deutsche Politiker, wie der Bürgermeister von Vilseck (Kreis Amberg-Sulzbach) Hans-Martin Schärtl verweisen darauf, dass die Arbeitsplätze wichtig für die Akzeptanz des Truppenübungsplatzes sind. Die Panzer und andere Fahrzeuge werden nun in Mannheim gewartet und repariert. Dort hätten Hunderte Briten einen Job gefunden, heißt es nun.

Die US-Armee beging am Montag den "Memorial Day", den Tag an dem der Gefallenen gedacht wird. Deshalb waren die Büros nicht besetzt. Die US-Soldaten und die amerikanischen Zivilbeschäftigten in den Garnisonen in Europa genossen ein verlängertes Wochenende.

 
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