Im Kümmersbrucker Ortsteil Köfering beginnt am Donnerstag, 12. November, eine Bürgerbefragung: Die Gemeinde will von den Köferingern wissen, ob sie für oder gegen die in ihrem Ort geplante Freiflächen-Solaranlage sind. Alle Wahlberechtigten in Köfering (insgesamt rund 550 Personen) bekommen deshalb Post aus dem Rathaus - eine Information (Pro und Contra) zum Solarpark, einen "Stimmzettel" und einen frankierten Rückumschlag. Mit dem können sie ihre Antwort kostenlos per Post zurückschicken, sie können ihren Stimmzettel aber auch einfach selbst im Rathaus-Briefkasten einwerfen.
Rückmeldung bis 30. November
Nur Köferinger werden zu dieser Befragung eingeladen. Jeder Wahlberechtigte bekommt einen Stimmzettel. Ausgefüllt muss er bis Montag, 30. November, bei der Gemeinde eingegangen sein, weil das Ergebnis tags darauf als Diskussionsgrundlage im Gemeinderat dient. Bürgermeister Roland Strehl betont, dass eine solche Befragung eine Möglichkeit sei, die Bürger zu beteiligen. Für den Gemeinderat sei sie allerdings rechtlich nicht bindend: Die Räte müssen dem Bürger-Willen also nicht folgen. Der Bürgermeister würde dies trotzdem tun und will dies auch dem Gemeinderat empfehlen. Der sei am Ende aber frei in seiner Entscheidung. Roland Strehl bezeichnet sich selbst als einen "absoluten Verfechter solcher Anlagen": Ohne sie werde es nicht funktionieren mit der Energiewende, vor allem nicht im von der Bundesregierung vorgegebenen Zeitrahmen.
In Kümmersbruck ist Windenergie laut Strehl kein Thema und wird auch keines werden, weil wegen der dichten Bebauung die bei Windrädern vorgeschriebenen Abstände nicht eingehalten werden können. Deshalb sieht Strehl ein großes Potenzial in der Solarenergie, speziell auch bei Freiflächen-Anlagen. "Wir werden diese Energieform brauchen. Aber nur mit Solartechnik auf den Dächern werden wir es nicht schaffen."
Nicht gegen den Willen der Bürger
Strehl gibt zu, dass ihm, als er die derzeit landwirtschaftlich genutzte Fläche in Köfering zum ersten Mal bewusst mit Blick auf den Solarpark angeschaut habe, sofort klar gewesen sei: "Das wird nicht einfach. Das ist schon ein Standort, der nicht unproblematisch ist." Er habe deshalb damals schon betont, dass er das Vorhaben nicht gegen die Bürger durchdrücken wolle. Tatsächlich regte sich schnell Widerstand, weil die Köferinger die große Anlage direkt im Blick haben würden. Inzwischen gibt es auch eine Bürgerinitiative, die das Vorhaben ablehnt: Sie sei nicht grundsätzlich gegen die Solartechnik, wolle sie aber an dieser Stelle nicht haben, erläutert Strehl.
Im Bebauungsplanverfahren, das für das Projekt erforderlich ist, gab es 2019 ein klares Gemeinderats-Votum. Dagegen war nur Gemeinderätin Karola Hirsch (CSU), die aus Köfering ist. Die anderen Räte, auch die damals zwei weiteren Köferinger (Josef Vogl/CSU und Franz Kölbl/SPD), stimmten für die Bauleitplanung, wollten allerdings eine Bürgerbeteiligung. Genau das geschieht nun. Strehl verrät, dass dies nicht allen Gemeinderäten gefällt: Einige verträten die Meinung, dass sie als gewählte Bürgervertreter entscheiden. Strehl bleibt persönlich dabei, "wir werden das nicht gegen die Köferinger durchboxen", kann dem Gemeinderat diesbezüglich aber nichts vorschreiben.
Alle Köferinger sollen mitmachen
Jetzt werde auf jeden Fall die Bürger-Meinung abgefragt. Strehl appelliert an die Köferinger, mitzumachen und ihre Meinung kundzutun. "Auch wenn sie in der zweiten Reihe wohnen." Die Befragung sei Demokratie "und die ist anstrengend. Aber das ist es wert." Am Donnerstagnachmittag verteilen die Bademeister der Gemeinde die Unterlagen in den Köferinger Briefkästen. Strehl nutzt diesen direkten Vertriebsweg, weil die Bad-Mitarbeiter wegen Corona Zeit haben. Der Bürgermeister hat die Energiebauern, aber auch die Bürgerinitiative aufgerufen, im Zuge der Befragung aktiv zu werden und ihre Standpunkte zu erklären, was diese auch täten. Es würden schon Infoschriften gedruckt.
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