Hans Martin Grötsch: Der Stratege vom Kühberg

Königstein
02.03.2020 - 10:25 Uhr

Sollte er tatsächlich Landrat werden, könnte er die Hauskapelle im Landratsamt nutzen. Vorerst aber muss Hans Martin Grötsch mit der Johanniskapelle am Kühberg vorlieb nehmen.

Hans Martin Grötsch aus Königstein an seinem Lieblingsort, der Johanneskapelle auf dem Kühberg. Hier geht er gerne hin, besonders, wenn er Entscheidungen treffen muss.

Hans Martin Grötsch (40) will Landrat des Landkreises Amberg-Sulzbach werden. Am 15. März tritt er an, um Richard Reisinger (CSU) abzulösen. Dass er da vor einer schweren Aufgabe steht, weiß er selbst. "Ich lass mich am Wahltag überraschen", antwortet er auf die Frage, wie hoch die Messlatte für ihn ist. Was das Ergebnis für den Kreistag angeht, hat er allerdings ein konkretes Ziel vor Augen: "Zehn plus x." Derzeit sind die Freien Wähler mit neun Mitgliedern im 60-köpfigen Kreistag vertreten.

Hans Martin Grötsch.

Grötsch selbst gehört dem Landkreisparlament noch nicht an. Er ist seit sechs Jahren Gemeinderat in Königstein, hat als solcher aber eine bemerkenswerte landespolitische Karriere hingelegt. Der 40-Jährige wurde im November 2018 zu einem der vier Stellvertreter von Freie-Wähler-Landeschef Hubert Aiwanger gewählt. Wie kommt's? "Mit einem Facebook-Anruf wurde das konkret", erzählt Grötsch. In dem Online-Netzwerk ist Aiwanger auf den Mann aus Königstein aufmerksam geworden. Offenbar gefiel ihm, was Grötsch da so alles im Sinne der Freien Wähler postete. "Ich hab am Anfang gedacht, der ruft mich versehentlich an." Kurze Zeit später war klar: Aiwanger meint es ernst. Er habe sich riesig über dieses Vertrauen gefreut, sagt Grötsch und erzählt, dass er sich nun voll auch auf Landesebene einbringt.

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80 Nominierungsversammlungen hat der Vize-Landesvorsitzende seit Oktober vergangenen Jahres in ganz Nordbayern besucht. "Es ist schon sehr zeitintensiv, was ich da mache", blickt er auf sein politisches Engagement zurück. Grötsch hat da einen gewissen Spielraum, weil er ledig ist. Und er hat einen Lieblingsort, an dem er zur Ruhe kommt: Die Johanniskapelle auf dem Kühberg, nur ein paar Schritte von seinem Elternhaus entfernt. Allerdings bleibt auch noch genügend Zeit für sein großes Freizeit-Thema, den 1. FC Nürnberg. Auch für den Club ist Grötsch viel unterwegs, nicht nur als Vorsitzender des Fanclubs "Die Besessenen", sondern auch als Mitglied des offiziellen Fan-Beirats.

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Beruflich ist der Landratskandidat der Freien Wähler im oberfränkischen Hof verortet. Die Zentrale Untersuchungsstelle der Bundeswehr für technische Aufklärung hat dort ihren Sitz. Grötsch hat in Hof eine Pendlerwohnung und trat dort 2018 als Landtagskandidat an. Als Stabsfeldwebel beschäftigt er sich unter anderem mit dem Thema elektronische Kampfführung. Recht viel mehr dürfe er da nicht verraten, sagt er. Sein Beruf habe ihm auch den Weg in die Politik aufgezeigt. "Besonders prägend war da meine Zeit beim Multinationalen Kommando Operative Führung in Ulm." Dort habe er gelernt, mit Experten aus anderen Nationen strategisch in die Zukunft zu blicken. "Das weitet die Perspektiven."

Zunächst aber hat Grötsch vor allem das Thema Transparenz im Blick, und zwar heimatnah, im Landkreis Amberg-Sulzbach. Viele politische Entscheidungen würden den Menschen einfach vorgesetzt, ohne die Zusammenhänge zu erklären, moniert Grötsch. "Das muss sich ändern", fordert er. Was er auch nicht mag: Beschlüsse, die aufgrund ideologischer Einflüsse zustande kommen. So etwas sei den Leuten nicht vermittelbar.

Die Spannung steigt. Am Wahltag wird Grötsch im Gasthaus Wilder Mann in Königstein auf die Ergebnisse warten. Der 1. FC Nürnberg hat da schon gespielt, er tritt am 15. März um 13.30 Uhr in Hamburg gegen den FC St. Pauli an. Keine unlösbare Aufgabe für den Club. Vielleicht gibt es an diesem Abend ja was zu feiern.

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