Nach der Veröffentlichung des Artikels über Doris (der richtige Name ist der Redaktion bekannt) meldeten sich Leser bei Oberpfalz-Medien, die der Frau aus dem Landkreis helfen möchten. Darunter Josef Gebhardt, Vorsitzender der Tafel Weiden-Neustadt. Es habe sich ein Tafel-Mitarbeiter auf Eigeninitiative gemeldet, der Doris Lebensmittel nach Hause bringen möchte. Den ersten Lebensmittel-Korb, darin unter anderem Mehl, Zucker, Nudeln, Obst und Gemüse, hat Günther Nitsche bereits geliefert. "Wir wollen das jetzt einen Monat lang einmal wöchentlich ausprobieren", erzählt Gebhardt. Dann sehe man weiter.
Nitsche habe sie gefragt, was sie brauche, erzählt Doris sichtlich gerührt. Sie habe geantwortet "Ich bin für alles dankbar. Wenn du nichts hast, freust du dich auch über trockenes Brot". Auch ein paar Tage danach freut sie sich noch über das Essen. "Die Tafel ist wirklich einmalig. Das ist wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich. Ich hätte sonst nichts zu essen gehabt. Jetzt habe ich schon mehrere Tage davon gegessen, und es ist immer noch etwas da. Ich bin echt happy."
Doris' Alltag ist von großen gesundheitlichen Einschränkungen - sie hat Pflegestufe zwei -, finanziellen Problemen und nicht zuletzt Einsamkeit geprägt. Doris ist mit Ende fünfzig gehbehindert und kann nicht Bus fahren. Schon der Weg zur Haltestelle wäre kaum zu bewältigen. Wie sie von ihrer Wohnung im Landkreis Neustadt zur Tafel in Weiden kommen soll, um sich dort selbst Lebensmittel zu kaufen, weiß sie nicht. Ihren Müll stapelt sie auf dem Balkon, weil sie ihn nicht selber die Treppe runterbringen kann. Doris lebt von Hartz IV. Zum Leben bleiben ihr weniger als 300 Euro im Monat.
Zwei Paar Schuhe
Per E-Mail meldete sich ein Firmenleiter aus Marktredwitz bei Oberpfalz-Medien. Er könne sich vorstellen, eine Rechnung über medizinische Utensilien zu übernehmen, Doris eine Kaffeemaschine oder Kaffee zu spenden oder Gutscheine für einen Supermarkt in der Nähe ihrer Wohnung zu besorgen. Doris solle sich überlegen, was sie dringend benötigt. 400 oder 500 Euro wolle er in Form von Sachspenden zur Verfügung stellen. "Ich will keinen Schmuck, keine Kosmetika, kein Geld", sagt Doris. Aber ein neues paar Schuhe sei zum Beispiel dringend nötig, weil die zwei Paar, die sie besitzt, nicht mehr auf den geschwollenen Fuß passen oder nach vier, fünf Jahren durchgelaufen sind. Und da ist auch noch die offene Forderung über 180 Euro für Sanitärartikel, die sie dringend brauchte. Bezahlen kann sie die Rechnung nicht. Möglicherweise ändert sich das nun. Der Kontakt zwischen Doris und dem Geschäftsleiter ist hergestellt.
Es gibt auch Menschen, die Doris finanziell oder durch Sachspenden nicht unterstützen können, aber trotzdem helfen möchten. "Ich habe eine Erwerbsminderungsrente, fahre Auto und könnte so manche Stunde mit dieser Person verbringen. Es wäre beiden geholfen, weil diese Einsamkeit einen nervlich kaputt macht. Ich sitze Heilig Abend auch allein daheim, wäre doch schöner mit einer Person", schreibt etwa eine Frau. Auch eine Fünfzigjährige zeigt sich betroffen. Sie wisse "haargenau, wie es ist, so einsam zu sein". Sie sei empathisch, eine gute Zuhörerin und könne auch Doris' Müll auf dem Balkon entsorgen. Deshalb würde sie sie gerne kennenlernen. Doris freut sich. Sie hat mehrere Tage Klinikaufenthalt hinter sich, fühlt sich einsam.
Conrad Stiftung und "Aktion Lichtblicke" spenden
Auch mehrere Wochen nach Veröffentlichung der ersten Artikel zur Serie „Gesichter der Armut“ erreichen die Weidener Redaktion Hilfsangebote. Die Klaus und Gertrud Conrad Stiftung spendet dem Ehepaar Kraus aus Reichenau bei Waidhaus zusammen mit der „Aktion Lichtblicke“ von Oberpfalz-Medien einen vierstelligen Betrag. Das Ehepaar lebt zusammen von nur neun Euro am Tag. Eine Leserin meldete sich über Facebook. Sie möchte dem Ehepaar Katzenfutter spenden.
Jaroslava Kraus selbst erzählt von einer Brennholz-Spende, die direkt an sie und ihren Mann gegangen ist. Sie bedankt sich herzlich für die „riesengroße Hilfe“. Dank der Spende können sie und ihr Mann die Kläranlage am Haus reparieren lassen, was dem Ehepaar einen Umzug erspart. „Das ist wie zehn Mal Weihnachten“, sagt Jaroslava Kraus.
Serie "Gesichter der Armut"
Weil Armut auch ein Thema in unserer Region ist, haben wir ihr in einer Serie ein Gesicht gegeben, in Form von Kennzahlen und Einzelschicksalen. Dies ist der siebte Teil. (jak)
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