Josef Schmaußer, der Heimatpfleger der Gemeinde Ursensollen, führte für die Seniorennetzwerke Ammerthal und Ursensollen eine eineinhalbstündige Wanderung auf den Spuren der Kurbayerischen Landesdefensionslinien von 1702 zwischen Oberhof und Weiherzant. Zu Beginn des 18. Jahrhundert sollten dort, wie auch im gesamten Land, zusammenhängende Verschanzungen in Feldbesfestigungsbauweise errichtet werden. Der Nutzen hielt sich jedoch sehr in Grenzen. Als im Frühjahr 1703 die feindlichen österreichischen Truppen in die Oberpfalz einfielen, wurde der Bau eingestellt, und Bayern kam für über ein Jahrzehnt unter Österreichische Verwaltung.
Der geschichtliche Hintergrund
Als im Jahre 1700 König Karl von Spanien kinderlos starb, hinterließ er ein gewaltiges Reich. Sowohl Kaiser Leopold I., er verbündete sich mit mit Österreich und dem Deutschen Reich, als auch König Ludwig XIV. von Frankreich erhoben Ansprüche auf das Erbe. Durch die Zusicherung von reichem Landgewinn und der Königskrone gelang es Ludwig XIV., Kurfürst Max Emanuel von Bayern als Bundesgenossen zu gewinnen. Bis zum Eintreffen der Truppen des Sonnenkönigs musste das Land allerdings gehalten werden, was durch umfangreiche Feldbefestigungen wie Schanzen, Wälle und Gräben erreicht werden sollte.
Diese Landesdefensionslinien, wie diese Verteidigungswerke amtlich hießen, zogen sich über Ingolstadt, Neumarkt und unsere Heimat, das Herzogtum Sulzbach stand zum Kaiser, bis zum Fichtelgebirge. Weitgehend fertiggestellt war bei in Amberg-Sulzbach der Abschnitt von Ursensollen-Girgltal-Rammertshofer Mühle bis zur „nassen Grenze“ Vils. Als 1703 die Österreicher in die Oberpfalz einfielen, stellten die starren Befestigungsanlagen, die obendrein nur zum Teil fertiggestellt waren, kein ernstzunehmendes Hindernis dar. Im November 1703 musste sich Amberg geschlagen geben. Die Schlacht bei Höchstadt im August 1704 besiegelte für zehn Jahre das Schicksal Bayerns. Es kam unter österreichische Verwaltung. Erst 1714 verließen nach dem Frieden von Rastatt die Besatzungstruppen das Land. Die Ereignisse um die „Sendlinger Mordweihnacht von 1705“ erinnern noch heute an die schwere Besatzungszeit.
Die Anlagen heute
Die Wallanlagen, mit den vorgelagerten Gräben, sind immer wieder unterbrochen oder wurden durch Wald- oder Feldarbeiten abgetragen. Auch die verschiedenen Schanzen, Spirone und anderen Erdwerke sind im Laufe der vergangenen Jahrhunderte zum Teil erodiert. Eine Tafel auf dem Weg von Oberhof nach Kotzheim erinnert am Wanderweg mit dem Gelbring an dieses Stück Heimatgeschichte. Erarbeitet hat die Inhalte im Wesentlichen vor sechs Jahren Mathias Conrad, damals noch Kreisheimatpfleger für Bau- und Bodendenkmäler.
Transparenzhinweis: Unter dem Kürzel (schß) schreibt Josef Schmaußer, der beim Verfassen dieses Textes sowohl in seiner Funktion als Freier Mitarbeiter von Oberpfalz-Medien als auch als Heimatpfleger tätig war.
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