Ein barockes Vorbild hatte Künstler Heiko Herrmann mit Wohnsitz in Pertolzhofen und München im Sinn, als er eine Skulptur für den Bayerisch-böhmischen Freundschaftsweg entwarf. Schon einige Jahre zurück liegt dagegen die Idee, an dem beliebten Radweg zum natur- auch noch Kunstgenuss beizusteuern und hier einen Skulpturenpfad zu errichten. Inzwischen ist Nummer zwei am Wegesrand in Pertolzhofen stationiert.
Als "Pionier" hatte bereits vor einigen Monaten ein "Kopf" von Harald Björnsgard am Freundschaftsweg Position bezogen. Jetzt hat der als "Eiserne Friedrich" betitelte Kopf Gesellschaft bekommen. Als Nummer zwei zieht wenige hundert Meter weiter am Ortsende von Pertolzhofen ein "Nepo-Muk" von Heiko Herrmann die Blicke der Radler auf sich. Der sieht allerdings doch ganz anders aus als sein Vorbild, das der Künstler in Schönsee entdeckt hat. Dort stand der heilige Nepomuk lange Jahre am Straßenrand, bevor er am Zäch-Anwesen einen neuen, passenderen Platz fand. Der "doppelte Nepomuk" blickt mit einem Kopf ostwärts nach Böhmen, mit dem anderen hat er westwärts Bayern im Visier.
"Das Her und Hin zwischen Ost und West, ein Kommen und Gehen, ein Aufbrechen und Ankommen" sieht Künstler Herrmann nun auch in der von ihm geschaffenen Symbolfigur, mit der er nebenbei das Verbindende der Nachbarländer unterstreichen will – passend zum Freundschaftsweg. "Somit würde ich die Geschichte mit dem doppelköpfigen Nepomuk in diese Skulptur aufnehmen und weitertragen", schildert der Pertolzhofener Kunstvereinsvorsitzende sein Konzept, das freilich eine eher abstrakte Version des doppelten Heiligen ergibt, immerhin mit deutlich zweigeteilter Ausrichtung: Beide Figuren sind aus Gusseisen, etwa 85 Zentimeter groß und montiert auf einen Eisensockel, der auf einem Beton-Fundament ruht.
Wegen der Corona-Pandemie musste bei diesem Meilenstein am Freundschaftsweg eine Einweihung mit Blasmusik entfallen, bedauert Herrmann, der inzwischen auch die jährlichen "Pertolzhofener Kunstdingertage" abgesagt hat, zum zweiten Mal in Folge. Jetzt plant er als kleinen Ersatz für Juli eine Ausstellung mit Werken von Künstlern, die in den vergangenen Jahren bei dem zweiwöchigen Symposium ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten. Aktuell zeigt die "Kunsthalle" am Freundschaftsweg in Pertolzhofen, ein über Fenster einsehbarer Container, "Kunst in der Welt". Thema ist die wechselseitige Befruchtung und Reibung von Kunst und Markt. Modifizierte Mona-Lisa-Postkarten, eine "Überarbeitung" von Dürers "Betenden Händen" oder eine Erhebung von Alltagsgegenständen zu Kunstobjekten sind Beispiele für neue Sichtweisen auf "Kooperationen", die neue Blickwinkel ausloten. Wie gelungen diese "Verbesserungen" sind, liefert auf jeden Fall Diskussionsstoff.
Mit der zweiten Skulptur am Freundschaftsweg geht nun außerdem die Suche nach Sponsoren für weitere Objekte in die nächste Runde. "Bislang haben wir dabei auch den Etat für Kunst am Bau in Zusammenhang mit dem Vereinsgemeinschaftshaus ausgeschöpft", informiert Herrmann und verspricht im Falle einer entsprechenden Spende schon mal ein "Taferl" am Fuß des Kunstobjekts, das auf den Förderer hinweist. Was das Material für Nummer drei betrifft, ist Eisen jetzt tabu. Künstler Herrmann hätte da bereits eine steinerne Skulptur von Künstlerkollege Herbert Wurm im Auge. "Es müsste halt auch ein günstiges Angebot sein", meint er mit Blick auf die knappen Finanzen und spekuliert auf einen "Spottpreis".
Schutzheiliger mit vielen Funktionen
- Der Mensch: Johannes von Nepomuk ist um 1350 in Pomuk bei Pilsen geboren. Zusammen mit anderen erzbischöflichen Beamten wurde er verhaftet, gefoltert und schließlich von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt und ertränkt. Der Grund: Nach Ansicht von Historikern war Nepomuk bei einer Auseinandersetzung König Wenzels mit dem Klerus zwischen die Fronten geraten. Der böhmische Priester und Märtyrer wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. heilig gesprochen.
- Die Legende: Nach Überlieferungen, die zur späteren Heiligsprechung führten, weigerte sich Nepomuk, das Beichtgeheimnis zu brechen. Er wollte König Wenzel nicht verraten, was dessen Ehefrau ihm anvertraut hatte. Der Monarch hatte sie der Untreue verdächtigt. Die Leiche des im Wasser Treibenden soll von fünf Flammen umsäumt gewesen sein, weshalb der Heilige oft mit fünf Sternen um sein Haupt dargestellt wird.
- Der Heilige: Nepomuk wird als Brückenheiliger verehrt, als Patron des Beichtgeheimnisses, als Helfer in Wassernot und Fürsprecher von schuldlos Verdächtigten. Was Künstler Heiko Herrmann besonders an ihm schätzt: Er gilt auch als "Schutzheiliger der Stammler und Stotterer".
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