Sulzbach-Rosenberger Bergwerksstollen und Deponie können "Klima-Trümpfe" werden

Sulzbach-Rosenberg
07.06.2023 - 16:33 Uhr
OnetzPlus

Weil auch in Sulzbach-Rosenberg Energie- und Klimakrise gemeistert werden sollen, wird ein Umdenken gefordert. Das Wohngebiet Katzenberg und die Deponie "Erzhülle" rücken dabei besonders in den Fokus.

Vorschläge für besseren Klimaschutz oder neue Konzepte, die einer umweltfreundlichen Mobilität dienen, tauchten schon mehrfach im Sulzbach-Rosenberger Stadtrat auf, werden von Privatpersonen oder Vereinigungen wie der Umweltschutzinitiative vorgebracht oder kommen in einer der Bürgerversammlungen direkt zur Sprache. Das Themenfeld ist wahrscheinlich für die Kommunalpolitik alleine zu groß, weshalb sich auch viele Fachstellen mit den vor Ort erarbeiteten Vorschlägen – etwa für eine genossenschaftlich betriebene Bürger-Photovoltaikanlage auf der früheren Deponie „Erzhülle“ – beschäftigen. Oft dauern diese Prozesse den verschiedenen Akteuren bis zur Umsetzung oder sicheren Bewertung zu lange – Tempo wird deshalb auch immer wieder im Ratsgremium angemahnt, aber das Phänomen ist sicher nicht typisch für Sulzbach-Rosenberg.

Die Fülle an Vorschlägen, befeuert von verschiedenen Krisen und Verknappungen, lässt ein Feld zurück, das richtig intensiv beackert werden muss, was Zeit in Anspruch nimmt, aber auch zum konzentrierten Arbeiten auffordert - zumal ja auch die Bundesregierung den Städten und Gemeinden klare Klimaziele vorgegeben hat, oder sich Landkreise, wie Amberg-Sulzbach, eigene Ziele setzten.

Potenziale ermitteln

Auch die Stadt Sulzbach-Rosenberg hat vor wenigen Wochen mit Professor Brautsch in Verbindung mit digitaler Potenzialermittlung ihr eigenes Klimaschutzkonzept auf den Prüfstand gestellt und das Tuning dafür angestoßen. Was hier klar hinzuzuzählen ist, sind die Überlegungen zur Energieversorgung des neuen Wohngebietes Katzenberg mit Formen der Geothermie sowie die künftige Strom- oder Wasserstofferzeugung auf der ehemaligen Hausmülldeponie „Erzhülle“ im früheren Grubenfeld Karoline knapp unterhalb des Feuerhofes.

Während die Überlegungen durch das Planungsbüro Topos aus Nürnberg zur künftigen Energieversorgung des neuen Wohngebietes Katzenberg Nord laufen – favorisiert wird eine Lösung mit Erdwärme über Flächenkollektoren auf einem benachbarten Grundstück – ist auch eine mögliche Nutzung des Grubenwassers im Bergwerksstollen zwischen Großenfalz und Annaschacht ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Zwei Anträge auf Untersuchung dieser Möglichkeit wurden bereits eingebracht. Die Weiterbehandlung sei nach Angaben des Sulzbach-Rosenberger Baureferats angelaufen. Sollte sich diese Möglichkeit realisieren lassen, wäre die Wärmeversorgung nach Auffassung von Helmut Heinl, der mit der lokalen Bergbaugeschichte bestens vertraut ist, nicht nur auf den Katzenberg beschränkt.

Wärme für den Stadtnorden

Mit der Wärmeversorgung wäre es aber für das nördliche Stadtgebiet nicht getan. Auf dem Gelände der „Erzhülle“ könnte auch – wie im Stadtrat von der mit der Sanierungsplanung beschäftigten R & H Umwelt GmbH vorgestellt – eine Freiflächenphotovoltaikanlage aufgestellt und – wie mehrfach gefordert – in Form einer Bürgergenossenschaft betrieben werden. Dafür sei es aber laut Baureferat zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, da noch einige Sanierungsarbeiten abgeschlossen und Renaturierungsmaßnahmen als Ausgleich umgesetzt werden müssen.

„Nach der Abdichtung des Deponiegeländes, der Aufbringung der Rekultivierungsschicht und der Anlage der Deponie-Randwege haben wir Anfang Mai mit der Förderung des belasteten Deponie-Sickerwassers begonnen. Dieses wird über drei Messstellen und einen neuen Brunnen gefördert und zur Sickerwasser-Behandlungsanlage bei den Salzsilos geleitet. Dort schließt sich ein mehrstufiges chemisches Verfahren zur Wasseraufbereitung an, eine schadlose Ableitung in die städtische Kläranlage folgt“, erklärt Florian Nitsch von der R & H Umwelt GmbH gegenüber Oberpfalz-Medien. Insgesamt gehen die Experten von etwa 40.000 bis 60.000 Kubikmeter Sickerwasser aus, die sich in einem natürlich geschlossenen Milieu mit zusätzlicher Abdichtung befinden. Die Förderdauer wird mit etwa fünf Jahren angesetzt.

Ausgleich für PV-Anlage

Wie lange es bis zur Realisierung einer PV-Anlage auf der Deponie noch dauern wird, ist derzeit ebenfalls noch unklar. Wie es dazu aus dem Baureferat von Stadtbaumeisterin Petra Schöllhorn hieß, würden gegenwärtig auf dieser Fläche Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe umgesetzt. „Sollte die PV-Anlage auf der gleichen Fläche gebaut werden, muss der Ausgleich dann auf anderen Arealen erfolgen, die einen hochwertigen Ersatz zulassen“, so die Referatsleiterin. Auch eine möglich Absenkung des Geländes durch die Wasserentnahmen müssten beim Aufstellen von PV-Modulen möglicherweise berücksichtigt werden. „Unsere dringendste Aufgabe ist zunächst die Fertigstellung der Deponie. Nach dem Okay durch das Landratsamt könnten ganz konkret weitere Möglichkeiten der Folgenutzung diskutiert werden“, blickt die Stadtbaumeisterin voraus.

OnetzPlus
Sulzbach-Rosenberg22.09.2021
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.