Vohenstrauß
28.02.2019 - 18:04 Uhr

Kein Krematorium in Vohenstrauß

Paukenschlag in Vohenstrauß: Der Betreiber des dort geplanten Krematoriums hat seine Pläne für den Standort aufgegeben. Als Grund gibt er die Spaltung der Bevölkerung an, die man nicht vorantreiben wolle.

Dieser Standort für ein Krematorium, neben dem Hackschnitzelheizwerk in Vohenstrauß, gegenüber der Straßenmeisterei und in unmittelbarer Nachbarschaft zur A6, stand seit Dezember in der Diskussion. Bild: dob
Dieser Standort für ein Krematorium, neben dem Hackschnitzelheizwerk in Vohenstrauß, gegenüber der Straßenmeisterei und in unmittelbarer Nachbarschaft zur A6, stand seit Dezember in der Diskussion.

"Die Kuh ist vom Eis", sagt Vohenstrauß' Erster Bürgermeister Andreas Wutzlhofer am Donnerstag gegenüber Oberpfalz-Medien. Damit bezieht er sich auf eine E-Mail von Roman Danzer, der mit seinem Geschäftspartner Michael Dirscherl das Krematorium in Vohenstrauß betreiben wollte. Danzer verkündet darin, dass die Phoenix Verwaltungs- und Projektentwicklungs-GmbH von ihren Plänen am Standort Vohenstrauß absieht.

Eine Woche zuvor, am 20. Februar, hatten Vertreter der Krematoriums-Gegner für ein Bürgerbegehren 926 Unterschriften gegen das Krematorium an Bürgermeister Wutzlhofer übergeben.

E-Mail von Roman Danzer an Andreas Wutzlhofer im Wortlaut

Vohenstrauß20.02.2019

"Einen Tag später hatte ich Roman Danzer da, um die Situation zu besprechen", erzählt der Stadtchef. "Ich habe ihm meine Überraschung darüber ausgedrückt, dass in so wenigen Tagen so viele Unterschriften zusammengekommen sind. Ich habe ihm von den kontroversen Meinungen erzählt und davon, dass der Standort von vielen abgelehnt wird." Daraufhin habe Danzer mit seinem Geschäftspartner Dirscherl sprechen wollen.

Am Dienstag, 26. Februar, landete eine E-Mail von Roman Danzer in Wutzlhofers Posteingang. Man sei sich bewusst gewesen, dass es Skeptiker und Gegner geben würde, hieß es darin. Man sei jedoch davon ausgegangen, "dass die Bevölkerung mehrheitlich unser Vorhaben befürwortet" und sei "sehr verwundert", dass die Stimmung im Ort nach dem Diskussionsabend in der Stadthalle "eine dermaßen negative Eigendynamik" erfahren habe. Man habe jedoch "intern von vorneherein festgelegt, dass wir dieses Vorhaben nur mit der Unterstützung der Bevölkerung und nicht gegen den Willen der Bevölkerung realisieren wollen". Weiter heißt es: "Es sollte zu keinem Zeitpunkt der Eindruck entstehen, hier etwas erzwingen zu wollen."

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"Uns wurde von einer aufgeheizten Stimmung im Ort berichtet, an der wohl schon Freundschaften zerbrochen seien und sich der Ort immer mehr spalte", schreibt Danzer. "Obwohl wir gerne weiterhin bis zum 26. Mai mit Information und sachlicher Diskussion der Bevölkerung von Vohenstrauß gegenüber aufgetreten wären, haben wir jedoch den Eindruck, dass die Spaltung im Ort wohl eher zu- als abnehmen würde." Man habe sich intern beraten und sei zu folgendem Entschluss gekommen: "Um der Stadt Vohenstrauß und ihrer Bevölkerung Kosten für die Einleitung und Durchführung des Bürgerentscheides und der Bevölkerung von Vohenstrauß weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen, sehen wir davon ab, unser Projekt weiterhin am angedachten Standort zu verfolgen und ziehen unsere Anfrage zur Änderung der Bauleitplanung für besagtes Grundstück zurück." Man werde versuchen, das Vorhaben an einem anderen Ort zu realisieren.

"Der Stadtrat wird sich nun mit der neuen Situation beschäftigen müssen", so Wutzlhofer. Dies geschehe in der kommenden Sitzung am Donnerstag, 7. März. Die Fraktionsführer wüssten bereits Bescheid. "Voraussichtlich wird dann der Deckel drauf gemacht."

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Hans Karl, Initiator des Bürgerbegehrens gegen das Krematorium, zeigte sich am Donnerstag dankbar: für die Entscheidung der Unternehmer, die Unterstützung bei der Unterschriftensammlung und für die konstruktive Auseinandersetzung mit dem Bürgermeister und den Stadträten. "Für uns ist das jetzt optimal gelaufen", sagt er. "Der Stadtrat muss nun in seiner nächsten Sitzung über das weitere Prozedere entscheiden. Da wollen wir nichts vorwegnehmen. Aber wir werden anwesend sein", kündigt er an. Man sei froh, wenn die Entscheidung gegen das Krematorium nun "vielleicht auch ohne Bürgerbegehren" käme. Die Chancen dafür stehen offenbar gut.

Vohenstrauß06.02.2019
Info:

Pläne in Ränkam ebenfalls auf Eis

In Ränkam im Landkreis Cham, wo Markus Roßmann ein Krematorium bauen wollte, gab es fast zeitgleich wie in Vohenstrauß einen Paukenschlag: Kurz vor Beginn der Stadtratssitzung informierte Roßmann laut Bericht der "Mittelbayerische Zeitung" von Mittwoch darüber, die Bauanfrage für das Krematorium zurückzuziehen. Dafür brachte er baurechtliche Gründe an.

Der Further Stadtrat hatte seine Bauvoranfrage im Dezember bereits aus baurechtlichen Gründen abgelehnt, doch Roßmann überarbeitete seine Pläne und stellte sie sowohl dem Bauausschuss, als auch am Samstag (23. Februar) den Bürgern bei einer Infoveranstaltung vor. Roßmann hatte wie die Vohenstraußer Betreiber angegeben, die beiden Krematorien stünden sich nicht im Wege. Roman Danzer sprach mit Bezug auf Ränkam allerdings vor zehn Tagen von einem „Ideen-Plagiat“. Auf die Frage, ob der Rückzug von Roßmann in Ränkam in irgendeiner Form im Zusammenhang mit Vohenstrauß stünde, wollte er sich am Donnerstag „nicht äußern“.

Mittelbayerische Zeitung: Pläne für Krematorium in Ränkam vorerst auf Eis

 
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