Windischeschenbach
31.01.2020 - 10:12 Uhr

Nach 40 Jahren Wellen geglättet

"Im Nachhinein bin ich froh, dass der Gumpenspeicher nicht gebaut wurde." Eigentlich hätte der riesige Stausee bei Falkenberg das Projekt für Manfred Riebl werden sollen, das ihn sein Arbeitsleben beim Wasserwirtschaftsamt Weiden begleitet.

Der Naturschützer Dr. Klaus Arbter (rechts) und der Wasserwirtschafter Manfred Riebl geben sich in der Waldnaabaue bei Gumpen die Hand. Vor 40 Jahren gab es um einen hier geplanten Stausee heftige Auseinandersetzungen. Bild: Norbert Grüner
Der Naturschützer Dr. Klaus Arbter (rechts) und der Wasserwirtschafter Manfred Riebl geben sich in der Waldnaabaue bei Gumpen die Hand. Vor 40 Jahren gab es um einen hier geplanten Stausee heftige Auseinandersetzungen.

Knapp 40 Jahre ist es her, dass der Bund Naturschutz nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts Regensburg die Sektkorken knallen ließ. Die Juristen waren damals für zwei Tage in Wiesau zusammengekommen. Danach folgte das Aus für die Idee des Freizeit- und Wasserausgleichsees. "Wir haben unseren Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern waren erstaunt, dass so ein Projekt nicht mehr weiter geht". erinnert sich Riebl an das Ende des potenziellen Stausees.

Am 13. September 1981 war das Urteil rechtsgültig, die Einspruchsfrist verstrichen, der nie gebaute Gumpenspeicher juristisch endgültig trockengelegt. "Für unseren Baudirektor ist mit dem Urteil eine Welt zusammengebrochen. Er wollte den Hochwasserschutz und er wollte beim Bau Geld in die Region bringen."

Landrat unterschreibt

Drei Jahre zuvor hatte der damalige Tirschenreuther Landrat Franz Weigl "mit seiner Unterschrift zum das Planfeststellungsverfahren nach langjährigen Diskussionen und heftigen Einsprüchen der Naturschützer die Weichen für den Speicherbau in Gumpen gestellt", schrieb Manfred Gleißner am 11. Oktober 1978 auf der Titelseite des "Neuen Tages". Das Projekt war mit 30 Millionen Mark veranschlagt. Inflationsbereinigt entspricht das heute etwa 6 Millionen Euro.

Zuvor hatten die Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes, darunter seit 1980 auch Riebl, bereits seit Jahren Flächen aufgekauft und für die betroffenen Landwirte Alternativen gesucht. Das sollte sich im Nachhinein als positiv vor allem für die Natur erweisen. Die Bauern hätten sich "mit Murren zu dem Entschluss durchgerungen, den Wasserspeicher zu befürworten", informierte der damalige BBV-Kreisobmann Eduard Klupp in einer Stellungnahme im Februar 1976 zu dem Projekt. Im letzten Bauernhof, an dessen Umsiedlung er beteiligt war, wohne jetzt der Künstler Jeff Beer, erinnert sich Riebl.

Raum für Hochwasser

Heute bilden diese Flächen, die ohne das Stauseeprojekt nie vom Staat gekauft worden wären, das Zentrum der ökologisch so wertvollen Waldnaabauen zwischen Falkenberg und Tirschenreuth. Und sie erfüllen wasserwirtschaftlich ganz natürlich einen Zweck, den auch der Speicher haben sollte: Sie geben als Retentionsraum der Waldnaab bei Hochwasser Platz, sich auszubreiten und schützen so bewohnte Gebiete vor Überflutung. "Wenn man die Flächen wieder verkauft und die Waldnaab ausgebaut hätte, wäre es schlechter gewesen."

Hoffnung auf Naturschutzgebiet

Mit großer Genugtuung blickt auch der Tirschenreuther Naturschützer Klaus Arbter auf das Urteil zurück. "Wir wollten damals das ganze Gebiet unter Naturschutz stellen. Dafür gab es immer Widerstände." Jetzt sei es soweit, dass vielleicht ein zentraler Teil zum Naturschutzgebiet werde, weil eben schon viel Land dem Staat gehöre.

Manfred Riebl ist in Windischeschenbach geboren. Nach der Ausbildung kam er 1976 nach Passau, kümmerte sich um Flurbereinigungsprojekte im Umfeld des Nationalparks Bayerischer Wald.Vier Jahre später erfolgte die Versetzung des heute 70-Jährigen nach Weiden. "Ich kam hierher als junger Bauingenieur, der in Passau riesen Aufgaben hatte, und sollte jetzt den Gumpenspeicher weiterplanen."

Von den Konflikten mit dem Bund Naturschutz mit einem energischen Arbter an der Spitze habe er gewusst. "Ich habe auf dem künftigen See die Segelboote und auch mein eigenes schon vor mir gesehen."

Nach dem Ende des Stauseeprojekts füllten Flurbereinigungen in Luhe und Schlammersdorf Riebls Arbeitstage. 1995 stand er in Weiden mit Hans Schröpf auf Sandsäcken, die die Bundeswehr entlang der Waldnaab aufgeschichtet hatte. "Herr Riebl, den Hochwasserschutz bauen wir", bekam er vom Oberbürgermeister Zusage und Auftrag für sein schließlich größtes Projekt.

Manfred Riebl am Schreibtisch in seinem Keller in Windischeschenbach. Bild: ui
Manfred Riebl am Schreibtisch in seinem Keller in Windischeschenbach.
Wandern, Radeln, Ballonfahren:

Die Schönheit der Waldnaabauen zwischen Wiesau, Falkenberg und Tirschenreuth lässt sich am besten zu Fuß oder mit dem Rad auf dem Vizinalbahnradweg erkunden. Einen weiten Blick über die Teichpfanne samt Flusslandschaft erlaubt die Himmelsleiter zu jeder Jahreszeit.

Für Wanderer findet sich in dem Büchlein "Gerettete Landschaften" von Winfried Berner und Ulrike Rohm-Berner aus dem Bergverlag Rother eine genaue Beschreibung für eine mit vier Stunden angesetzte 9 Kilometer lange Tour "Durch den nicht gebauten Gumpenspeicher" nahezu ohne irgendwelche, nennenswerte Steigungen.

Vom Marktplatz (1) in Falkenberg geht es über den Wackelstein (2) zur Troglauer Mühle (3), weiter über den Ort Gumpen (4) und den Neuweiher (5) zur Vizinalbahntrasse (6). Rechts abbiegend erreicht man nach der elegant geschwungenen Heusterzbrücke die Himmelsleiter (8). Nicht weit und der Weg knickt scharf links ab zum Paulusschwamm (9), von wo es zum Teil auf der gleichen, zum Teil auf anderen Routen wieder zum Ausgangspunkt zurückgeht.

Eine besondere Erfahrung ist es, diese Landschaft vom Heißluftballon aus zu sehen. Dieses Erlebnis wurde Klaus Arbter zum 60. Geburtstag zuteil. (ui)

Neun Kilometer ist dieser Wandervorschlag aus dem Buch "Gerettete Landschaften" des Bergverlags Rother. Grafik: Bergverlag Rother/NT-AZ
Neun Kilometer ist dieser Wandervorschlag aus dem Buch "Gerettete Landschaften" des Bergverlags Rother.
Der Gumpenspeicher bei Falkenberg hätte bis zu doppelt so groß werden sollen wie der Schliersee. 40 Jahre nach dem Aus des Projekts geben sich Naturschützer Klaus Arbter (links) und Wasserwirtschaftler Manfred Riebl (rechts) in den Waldnaabauen auf Höhe der geplanten Vorsperre die Hand. Bild: tr
Der Gumpenspeicher bei Falkenberg hätte bis zu doppelt so groß werden sollen wie der Schliersee. 40 Jahre nach dem Aus des Projekts geben sich Naturschützer Klaus Arbter (links) und Wasserwirtschaftler Manfred Riebl (rechts) in den Waldnaabauen auf Höhe der geplanten Vorsperre die Hand.
Gumpenspeicher: Dr. Klaus Arbter (links) Manfred Riebl (rechts) Bild: tr
Gumpenspeicher: Dr. Klaus Arbter (links) Manfred Riebl (rechts)
Gumpenspeicher: Dr. Klaus Arbter (links) Manfred Riebl (rechts) Bild: tr
Gumpenspeicher: Dr. Klaus Arbter (links) Manfred Riebl (rechts)
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Gumpenspeicher: Dr. Klaus Arbter (links) Manfred Riebl (rechts)
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Gumpenspeicher: Dr. Klaus Arbter (links) Manfred Riebl (rechts)
 
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