Die Bananen haben ein paar braune Flecken, die Karotten sind leicht runzlig und die Brötchen sind vom Vortag. „Aber das ist doch wirklich kein Grund, diese Sachen wegzuwerfen“, sagt Elena Singer überzeugt und schüttelt den Kopf. „Viele Menschen sind sich gar nicht darüber bewusst, wie viele Lebensmittel in der Tonne landen. Da muss dringend etwas passieren. Das Problem in der Politik ist, dass es für die Supermärkte und Händler meist attraktiver ist, die Sachen wegzuwerfen und abzuschreiben statt zu spenden. Wegwerfen ist tatsächlich ein steuerlicher Vorteil. Aber auch in den privaten Haushalten landet immer noch viel zu viel Essbares in der Tonne.“
Das will Elena ändern. Die 23-jährige Studentin ist Essensretterin, als Botschafterin für „Foodsharing Amberg und Umgebung“ sorgt sie dafür, dass immer mehr Lebensmittel wieder auf den Teller statt in die Tonne kommen. „Das Thema Nachhaltigkeit war mir schon immer sehr wichtig“, erzählt die 23-Jährige, während sie die runzligen Karotten für das Mittagessen schnippelt. „Mein Onkel sagte mal scherzhaft zu mir, dass ich bestimmt die nächste Umweltministerin werde. Da war ich vielleicht so sieben oder acht Jahre alt und habe immer alle in der Familie ermahnt, dass sie den Kühlschrank schnell wieder zumachen oder das Licht abdrehen. Auch heute lebe ich sehr umweltbewusst.“
Elena lacht und schaut schnell aufs Handy, denn als Essensretterin ist sie fast rund um die Uhr im Einsatz. Sie organisiert Abholungen, kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und gibt ihr Wissen an neue Foodsharer weiter. „Da kommen schon immer so mindestens 15 Stunden in der Woche zusammen, aber das ist es wert.“ Vor drei Jahren gründete die Studentin „Foodsharing Amberg und Umgebung“ als Teil der deutschlandweit agierenden, ehrenamtlich aufgebauten Foodsharing-Aktion. „Eine Freundin hat sich in Hof dafür engagiert, das fand ich super. Als ich nach Amberg gezogen bin und festgestellt habe, dass es sowas hier noch nicht gibt, bin ich eben aktiv geworden.
Um einen neuen Bezirk gründen zu können, machte sich Elena schlau, wurde selbst Foodsaverin und schließlich Botschafterin. Inzwischen engagieren sich rund 100 Ehrenamtliche in ihrem Bezirk. „Wir sammeln genießbare Lebensmittel von Privatpersonen, Cafés, Restaurants, Bäckereien, Bio-Bauernhöfen oder Supermärkten ein, bevor sie im Müll landen. Dann verteilen wir die Sachen an Menschen, die sie brauchen können. Wir stellen sie jedem kostenlos zur Verfügung, der sie gerne essen oder weiterverarbeiten möchte.“ Auch Elena, die an der OTH Bio- und Umweltverfahrenstechnik studiert, kocht regelmäßig mit geretteten Lebensmitteln. Auch das leckere Gebäck auf dem Frühstückstisch hat sie vor der Tonne bewahrt.
„In der letzten Zeit sind auch immer mal Blumen bei den Abholungen dabei“, erzählt Elena und lacht. „Da freue ich mich dann immer ganz besonders darüber. Denn ein Blumenstrauß ist ein Luxus, den ich mir sonst so gut wie nie gönne. Und so kann ich dann ein Stückchen Frühling in die Wohnung holen.“ Natürlich achtet die Studentin, die sich mit ihrem Freund eine Wohnung teilt, auch im Alltag auf Nachhaltigkeit. „Das Radikalste sind die Klamotten. Ich kaufe mir nur noch ganz selten was. Und wenn, dann Second Hand. Auch in unserer Wohnung gibt es keine neuen Möbelstücke. Bei geretteten Lebensmitteln essen wir zwar alles, aber beim Einkaufen entscheiden wir uns bewusst für vegane Produkte.“
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