Tatyana Ivanovska ist Professorin für Künstliche Visuelle Intelligenz an der OTH Amberg-Weiden

Weiden in der Oberpfalz
23.06.2023 - 11:05 Uhr
OnetzPlus

Im Studiengang Künstliche Intelligenz entwickeln die Studierende mobile Anwendungen für das „Smart Home“ in der „Smart City“ oder programmieren Industrieroboter. Und sie bringt ihnen die Kenntnisse bei: KI-Professorin Tatyana Ivanovska.

Für Tatyana Ivanovska ist Programmieren eine Kompetenz, die Kinder schon im Grundschulalter lernen sollten.

Sprachassistenten, automatische Einparksysteme, Echtzeitdaten. Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein zukunftsweisender Megatrend, sondern gehört mittlerweile zum Alltag. Die stetig zunehmende Bedeutung spiegelt sich auch an der OTH Amberg-Weiden wider.

Auf dem Weg zu ihrem Büro im Kompetenzzentrum Digitaler Campus trifft die 39-jährige Tatyana Ivanovska fast ausschließlich männliche Kollegen und Studierende. Als Frau ist sie in ihrem Fachgebiet immer noch die Ausnahme. Eine Tatsache, die die gebürtige Weißrussin, die in der Ost-Ukraine aufgewachsen ist, immer wieder aufs Neue erstaunt. „Als ich damals Informatik in der Ukraine studiert habe, gab es in meiner Fakultät sehr viele Mädchen“, erzählt sie. „Hier entscheiden sich jedoch überwiegend Jungen für diesen Studiengang. Ich wundere mich jedes Mal, wenn ich höre, Informatik sei nichts für Mädchen. Denn bei meinen Projekten stelle ich immer wieder fest, dass diese beim Programmieren viel besser sind. Sie haben mehr Ausdauer, geben nicht so schnell auf, kommen Schritt für Schritt zum Erfolg.“

Tatyana Ivanovska ist sich sicher: Dass sich so wenige Mädchen für diesen Fachbereich entscheiden, liegt daran, dass es viel zu wenige interessante Projekte an Schulen gibt. Das möchte sie ändern. Alles begann damit, als sie einen Ozobot für ihren Sohn kaufte. Dabei handelt es sich um einen kleinen Roboter mit eingebautem Akku und fünf Farbsensoren an der Unterseite, der sich ganz ohne Computer über Farbcodes auf Papier programmieren lässt. „Heutzutage benutzen Kinder viel zu oft Smartphones oder Tablets“, so die KI-Expertin. „Um diesen kleinen Roboter zu programmieren, braucht man erstmal nur vier Filzstifte – in den Farben Schwarz, Rot, Grün und Blau. Das gefällt mir so daran. Die Kinder malen einen bestimmten Pfad, der Roboter folgt diesem.“ Nicht nur Tatyana Ivanovska war begeistert, sondern auch ihr Sohn. Also schlug die KI-Professorin der Klassenlehrerin vor, ein Projekt daraus zu machen.

„Die Kinder lernten nicht nur, dem Roboter Befehle zu geben, sondern wir machten außerdem eine kleine Geschichte draus. Das kam richtig gut an.“ Doch das Programmieren der Ozobots macht nicht nur richtig viel Spaß, sondern fördert außerdem Ausdauer, Feinmotorik und Teamfähigkeit. „Die Kinder lernen weiterhin, aus der Perspektive des Roboters zu denken. Was für sie erst einmal links ist, ist für den Ozobot rechts. Das fördert die räumliche Vorstellung.“ Inzwischen führte Tatyana Ivanovska ihr Projekt auch im Kinderhaus „DigiMINTkids“ in Amberg und in den „MINTlabs“ in Regensburg durch. „Ich würde gerne regelmäßig Kurse machen“, sagt sie. „Aber es ist gerade sehr schwierig, die nötige Zeit zu finden.“ Der Tag der Professorin ist ausgefüllt mit Lehrveranstaltungen, Nachbesprechungen und Sitzungen. Nicht zu vergessen ihre Forschungen in den Bereichen Deep Learning, Computer Vision, Machine Learning, Medical Image Analysis und Industrielle Bildverarbeitung.

Auch Roboter spielen in ihrem Berufsalltag regelmäßig eine Rolle. Zum Beispiel hat sie mit ihrem Team Roboter NAO entwickelt, der „Vier gewinnt“ spielen kann. Auf dem Oberpfalztag an der OTH Amberg-Weiden konnten die Besucher gegen ihn antreten. „Hier geht es jedoch nicht nur um Spielzeug“, sagt Tatyana Ivanovska. „Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass es die gesamte Menschheit weiterbringt. Das Faszinierende ist, dass es eine unendliche Anzahl von Möglichkeiten zur Anwendung von KI gibt – ob zum Beispiel in der Medizin oder in der Industrie.“ In ihrer Kindheit kannte die Professorin Roboter nur aus den Science-Fiction-Filmen im Fernsehen. „In den letzten Jahrzehnten hat sich wahnsinnig viel getan“, sagt sie. „Moderne Technologien, Robotik und Künstliche Intelligenz gehören zum heutigen Leben dazu. Und Programmieren sollten Kinder am besten schon im Grundschulalter lernen – genauso wie Lesen, Schreiben oder Rechnen.“

OnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz22.06.2023
OnetzPlus
Freudenberg21.06.2023
OnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz20.06.2023
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.