Amberg
19.10.2022 - 08:48 Uhr

Drei Bezirks-Preise für Amberg-Sulzbacher Projekte

Erstmals wurden alle Preise, die der Bezirk Oberpfalz im Laufe eines Jahres vergibt, an einem Abend verliehen. In Weiden hat Bezirkstagspräsident Franz Löffler Kultur- und Denkmalschutzprojekte prämiert – drei von ihnen aus dem Raum Amberg.

Das Praxis-Seminar (P-Seminar) Geschichte des Erasmus-Gymnasiums (EG) ist mit seinem Audioguide "Shalom" bereits im Juli beim Schülerlandeswettbewerb „Erinnerungszeichen“ ausgezeichnet worden. Nun kam eine weitere Prämierung dazu, der Jugend-Kulturförderpreis des Bezirks Oberpfalz 2022, im Bereich Kunst und Gesellschaft. In dieser Kategorie gibt es noch eine weitere Preisträgerin aus dem Raum Amberg-Sulzbach, die Comic-Zeichnerin Alexa Valenzuela Chavez aus Ebermannsdorf. Die Stadt Amberg schließlich ist einer der drei gleichberechtigten Empfänger des Denkmalpreises, für die Sanierung des Kurfürstlichen Wagenhauses, in dem das Amberger Stadtarchiv logiert.

Wie Jonas Scherer vom Bezirksjugendring als Laudator betonte, stehen die prämierten Jugendlichen nicht nur für ausgezeichnetes kulturelles und gesellschaftliches Engagement, sondern auch für Möglichkeiten, wie sich junge Menschen in der Gesellschaft einbringen können. Dabei habe sich gezeigt: "Trotz aller Befürchtungen über die schädlichen Auswirkungen von Social Media wächst eine Generation heran, die schon im jugendlichen Alter die digitalen Medien vor allem produktiv einsetzt." Zum Beispiel die 14 Schüler des Erasmus-Gymnasiums unter Leitung ihres Lehrers Florian Häusler, die sich mit dem jüdischen Erbe Ambergs auseinandergesetzt haben. Aus ihrer ursprünglichen Idee einer digitalen Präsentation der Amberger Stolpersteine wurde ein Audioguide, der per QR-Codes und Smartphone auf eine Zeitreise durch Ambergs jüdische Geschichte führt. Laut Scherer ein "hochaktuelles Thema": „Public History und sogenannte Outreach-Programme – sozusagen Geschichte im öffentlichen Raum – haben Konjunktur. Wir wissen oft gar nicht, wie sehr wir von Geschichte umgeben sind."

Alles in Eigenregie

Die EG-Abiturienten haben nach Quellen und Informationen gesucht und aus dem gesammelten Material einen Audioguide mit sechs Stationen produziert: "Vom Drehbuch über die Produktion bis zur Umsetzung und Präsentation entstand alles in Eigenregie." Dabei hätten sie sich geschickt mit lokalen Experten vernetzt, sich Rat bei der OTH Amberg (technische Umsetzung) und beim Büro Wilhelm (Gestaltung Flyer und Projekthomepage) geholt. Sogar die Musik, die an den einzelnen Stationen zu hören ist, hätten die Schüler selbst produziert. Damit, so betonte der Laudator, hätten sie für ihre Stadt "eine zeitgemäße und nachhaltige Form des Erinnerns geschaffen" – eine "gut produzierte, interessante Stadtführung", aber auch "ein Beitrag für Toleranz und gegen Antisemitismus".

Mit dem Comic „Are Dragons real?“, einer Graphic Novel im Manga-Stil, hat Alexa Valenzuela Chavez (17) aus Ebermannsdorf den Bezirk überzeugt: Dieses Werk hat die Künstlerin über einen Online-Verlag selbst in den Buchhandel gebracht. Laut Scherer eine typische Coming-of-Age-Geschichte, die "die Entwicklung und Identitätsfindung von Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsenwerden thematisiert. Dabei werden klassische Themen wie Beziehungen und Selbstzweifel genauso behandelt, wie Umweltzerstörung, Bewahrung der Schöpfung und ähnlich aktuelle Fragen." Scherer würdigte die "hohe zeichnerische Qualität", die eine bei Jugendlichen äußerst beliebte Kunstform perfekt aufgreife. Chavez sei in ein weltumspannendes Netzwerk von comiczeichnenden oder -lesenden Jugendlichen eingebunden. "Das äußert sich auch darin, dass sie mehrere Seiten Fan-Art, also Zeichnungen, die andere Social-Media-Nutzer als Hommage an ihre Bilder und Geschichten angefertigt haben", in ihrem Debut-Comic abgedruckt hat. Dabei nutze sie Social Media keineswegs als reine Werbeplattform, sondern erstelle immer wieder kurze Tutorials, in denen sie ihr Können weitergibt. Für ihr Buch hat sie laut Scherer in 244 Tagen 472 Seiten von Hand gezeichnet und ins Digitale übertragen. Als Schülerin "dann auch noch den letzten Schritt zu gehen und das Buch zu veröffentlichen, verdient höchste Anerkennung" und habe sich offenbar auch gelohnt: "Bisher wurde das Buch bereits 2000 mal verkauft."

Jetzt drei Denkmalpreise

Zu den Denkmalpreisen merkte Bezirkstagspräsident Franz Löffler an, es sei "Jahr für Jahr faszinierend", wieviel Herzblut Oberpfälzer in die Sanierung denkmalgeschützter Häuser stecken und "wieviel Kreativität und Hirnschmalz aufgewendet werden, um sinnvolle Nutzungen und funktionierende Wiederbelebungen von Objekten zu finden". Deshalb habe der Kulturausschuss des Bezirkstags entschieden, ab heuer drei gleichwertige Denkmalpreise zu vergeben, um so den vielen herausragenden Bewerbungen besser gerecht werden zu können. Dass Denkmalpflege auch für Kommunen eine wichtige Aufgabe ist, zeige die Stadt Amberg, die für die "Sanierung und kreative Neunutzung des ehemaligen kurfürstlichen Wagenhauses am Amberger Paulanerplatz ausgezeichnet wird".

Die aktuellen Krisen zeigen laut Löffler, "dass wohl ein neues Zeitalter des Sanierens und Reparierens anbricht". Denkmäler seien dabei nachhaltig: "Sie sind nicht nur aus regionalen, umweltverträglichen Naturmaterialien aus der näheren Umgebung errichtet, ihre ,Laufzeit‘ ist deutlich länger als die moderner Gebäude, die oft nach 30 oder 40 Jahren schon wieder abgerissen werden." Der Stadt Amberg ist es laut Löffler gelungen, "mit einer aufsehenerregenden Konzeption, bei der der Schutz und der Erhalt des Gebäudes im Zentrum standen", das ehemalige kurfürstliche Wagenhaus "einer sinnvollen und nachhaltigen Nutzung als Stadtarchiv zuzuführen". Um die verbliebene Originalsubstanz zu erhalten und die neue Funktion als Archiv zu ermöglichen, habe das Architekturbüro "gildehaus.partner" eine „Haus-in-Haus“-Konstruktion entwickelt. Damit "konnte nicht nur die Fassade, sondern auch der historische Dachstuhl erhalten werden. So wird jetzt das Gedächtnis der Stadt dauerhaft in einem Gebäude verwahrt, das selbst Stadtgeschichte ist".

Amberg13.03.2022
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Amberg31.01.2022

Das Stadtarchiv im Kurfürstlichen Wagenhaus Amberg

Im Blickpunkt:

Neun Bezirks-Preise vergeben

  • Kulturpreisträger: Das Sündikat(Kulturverein/Weiden), Robert Christ (Fotograf/Waldsassen) und Rebekka Maier alias „Die Nowak“ (Sängerin/Sinzing)
  • Jugend-Kulturförderpreisträger: Alexa Valenzuela Chavez (Comic-Zeichnerin/Ebermannsdorf), „Sowohl als auch“ (Jugendmagazin/Regensburg) und das P-Seminar Geschichte des Erasmus-Gymnasiums (Audioguide/Amberg)
  • Denkmalpreisträger: Birgit und Stefan Lerzer aus Neumarkt (Instandsetzung einer Gründerzeit-Gartenvilla aus dem 19. Jahrhundert), Hans-Hermann Klünemann aus Wenzenbach (Sanierung von Schloss Schönberg) und die Stadt Amberg (Sanierungsprojekt „Kurfürstliches Wagenhaus“).
 
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