Spieleklassiker "Mensch ärgere Dich nicht" – erfunden von einem Amberger

Amberg
17.03.2022 - 10:45 Uhr
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Es gibt wohl niemanden, der „Mensch ärgere Dich nicht“ nicht kennt. Inzwischen kann das beliebte Brettspiel auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Erfunden hat es einst Josef Friedrich Schmidt, der in Amberg zur Welt kam.

„Es geht darum, die eigenen Spielfiguren so schnell wie möglich von seinem eigenen Startfeld aus über die Spielfeldstrecke ins Ziel zu bringen“, heißt es in den Spielregeln zu „Mensch ärgere Dich nicht“. „Gleichzeitig versucht man, die Spielfiguren der Mitspieler so oft es geht zu schlagen, damit sie wieder von vorn anfangen müssen. Wer seine vier Spielsteine als erster in sein Ziel gebracht hat, gewinnt das Spiel.“ Ob es die einfachen Regeln waren, die das Brettspiel in der roten Pappschachtel zum populärsten Gesellschaftsspiel Deutschlands gemacht haben? Sicher ist: „Mensch ärgere Dich nicht“ macht wohl in jedem Alter Spaß und ist ein unterhaltsamer Zeitvertreib.

In seiner heutigen Form wurde es einst von Josef Friedrich Schmidt, einem gebürtigen Amberger und Gründer von „Schmidt Spiele“, erfunden. Schmidt wurde am 24. November 1871 in der Georgenstraße 63 als Sohn des Vermessungsbeamten Friedrich Schmidt und seiner Frau Luise geboren. Nach der Heirat 1894 zog er allerdings mit seiner Ehefrau zuerst nach Würzburg, später nach München. In den Jahren 1905 bis 1908 entwickelt Schmidt das Spiel in seiner winzigen Wohnung in München-Giesing. Um seinen drei lebhaften Söhnen einen spannenden Zeitvertreib zu verschaffen, zeichnete er ein Spielfeld in Kreuzform auf eine alte Hutschachtel.

Mit einfachen Regeln zum Erfolg

Nach älteren Vorbildern wie „Pachisi“, „Eile mit Weile“ und „Ludo“ kreierte er mit vereinfachten Regeln für Groß und Klein ein Rauswerfspiel. Und es wird zum Spiel der Gefühle. Der emotionale Titel „Mensch ärgere Dich nicht“ dürfte einen entscheidenden Beitrag zum späteren Erfolg geliefert haben. Die ersten Exemplare waren aber erst einmal nur für Familie und Freunde gedacht. 1914 beginnt der Erste Weltkrieg. Der Patriot Schmidt schickte 3000 in seiner Werkstatt produzierte Spiele als Spende an die deutschen Lazarette, um verwundeten Frontsoldaten eine Freude zu bereiten. 1916 meldete Schmidt ein Gewerbe als Spielefabrik J.F. Schmidt an. Am Anfang läuft der Verkauf eher schleppend.

Doch nach Kriegsende 1918 machen die Soldaten das Spiel deutschlandweit bekannt. Bereits 1920 verkaufte Schmidt mit großem Erfolg eine Million Brettspiele zum Preis von 35 Pfennig pro Stück. Und „Mensch ärgere Dich nicht“ wird tatsächlich zum beliebtesten Spiel der Deutschen. Bis heute wurden mehr als 90 Millionen Exemplare verkauft. Ein Aspekt des Erfolgsgeheimnisses ist sicherlich, dass das Spiel Generationen zusammenbringt. Oma und Opa können es mit ihren Enkeln spielen, Mama und Papa mit ihren Kindern. Jeder kann gewinnen, jeder hat die gleichen Rechte, jeder kann sich die einfachen Spielregeln merken. Und diese werden immer wieder von einer Generation zur nächsten weitergegeben.

Ausstellung im Stadtmuseum Amberg

Im Amberger Stadtmuseum gibt es eine eigene „Mensch ärgere Dich nicht“- Ausstellung, hier wird die Geschichte dieses Spiels von den Anfängen bis heute nachgezeichnet. Zu sehen gibt es originale Spiele von 1920 bis in die heutige Zeit, aber auch Vorläufer, Nachahmungen sowie Beispiele aus Werbung, Film und Fernsehen. Doch noch etwas anderes verbindet die Amberger mit dem populären Brettspiel. Die Stadt Amberg hielt von 2017 bis 2021 den Weltrekord im „Mensch ärgere Dich nicht“-Spielen. 1718 Teilnehmer wirkten dabei mit und spielten eine halbe Stunde lang auf dem Marktplatz.

Außerdem halten die Amberger immer noch den Weltrekord für das größte Spielfeld. Dafür wurde 2018 der Campus der OTH Amberg-Weiden in ein gigantisches "Mensch ärgere Dich nicht"-Spiel verwandelt.

Amberg16.06.2018
Hintergrund:

Lustige Fakten rund um das beliebte Brettspiel

  • Der Unterwasser-Rekord im „Mensch ärgere Dich nicht“-Spielen liegt bei 36 Stunden, der Dauerspiel-Rekord bei 204 Stunden.
  • Das größte Spiel misst 6 mal 6 Meter, das größte Spielfeld 3816,145 Quadratmeter.
  • Es finden Turniere und sogar Weltmeisterschaften mit über 300 Teilnehmern statt.
  • Das Art Museum in Peking zeigt das Spiel als Beispiel eines typisch deutschen Alltagsgegenstandes.
  • Bislang wurden mehr als 90 Millionen Exemplare des Spiels verkauft.
 
 

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