Die Zukunft vorhersagen kann Michael Göth nicht. Doch als Bürgermeister hält er die Fäden der Verwaltung in der Hand – und hat maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der wichtigsten Projekte in der Stadt. Für Oberpfalz-Medien hat der Rathauschef in die Glaskugel geblickt und seine Einschätzung abgegeben.
Corona-Pandemie
Laut Göth wird Corona für Sulzbach-Rosenberg auch im neuen Jahr „das zentrale Thema“ bleiben. Zwar sei die Entwicklung der Infektionslage schwer einzuschätzen, aber: „Ein Stück weit Normalität wünscht sich jeder.“ Der Verwaltung stellt der Bürgermeister ein gutes Zeugnis aus. „Wir haben den Umgang mit dem Virus gut gehandelt, viele Abläufe angepasst und im Haus für Bürgerdienste den Eingangsbereich umgebaut.“
„Total verändert“ hat sich auch der persönliche Berufsalltag. „Auch bei mir läuft fast alles über Telefon oder Videokonferenzen. Ich habe keine Vereinstreffen mehr, keine Veranstaltungen am Wochenende. In den vergangenen Monaten hatte ich so viele Vereinstermine wie sonst an einem einzigen Wochenende im Sommer.“ Als willkommene Verschnaufpause im sonst üblichen Termin-Dickicht von Politikern betrachtet Göth dies aber nicht: „Ich vermisse die persönlichen Begegnungen mit den Menschen sehr. Die Präsenz vor Ort gehört zu meinem Beruf.“
Kultur und Feste
Wer darauf hofft, dass im Frühling und Sommer mit steigenden Temperaturen und einer zunehmenden Impfquote auch das gesellschaftliche Leben wieder volle Fahrt aufnimmt, den wird Göths Prognose wohl enttäuschen. So sei der Lichtmessmarkt am kommenden Sonntag abgesagt, ebenso wie jener am Weißen Sonntag im April. Auch für die großen Feste wie die Dult oder das überregional beliebten Altstadt- und Annabergfest sieht der Bürgermeister schwarz – und verweist auf die noch immer hohen Infektionszahlen, die Virusmutationen und die Absagen anderer Städte: „Die ‚Wiesn-light‘ in München wird es nicht geben. Das Bürgerfest in Regensburg ist abgesagt, das in Schwandorf auch. Vor diesem Hintergrund sind das Altstadt- und das Annabergfest aus heutiger Sicht schwer vorstellbar.“
Praktisch seien Corona-Schutzmaßnahmen hier nicht umsetzbar. „Allein unsere Sulzbacher Altstadt hat sieben Zugänge: Wie sollen wir die abriegeln? Wie den Zustrom der Menschenmengen kontrollieren, wie den Abstand einhalten?“ Zwar mache sich die Verwaltung bereits jetzt schon intern Gedanken über mögliche Alternativen wie ein digitales Fest – doch das seien bislang nur vage Gedankenspiele.
Waldbad-Sanierung
„Es ist sicherlich eine Durststrecke, die wir hier vor uns haben. Aber ich kann die Bürger nur um Verständnis bitten, dass wir dieses Jahr keinen Schwimmbetrieb gewähren können“, erklärt Göth die Generalsanierung des Freibads im Stadtteil Rosenberg. Auch eine partielle Öffnung für wenige Wochen scheide aus: „Wie könnte man auf einer Baustelle schwimmen? Die Becken werden eingezäunt sein, die Technik abgeschaltet. Die Entscheidung war alternativlos.“ Die Arbeiten werden in den nächsten Wochen beginnen. „Wenn der Zeitplan straff eingehalten wird, können wir die Saison 2022 pünktlich im Mai beginnen.“ Sollte es wider Erwarten zu Verzögerungen kommen, sei eine Verlängerung in den Herbst möglich.
Auf die Frage, wie er den Sommerurlaub ohne Abkühlung im Waldbad durchzustehen gedenkt, antwortet Göth: „Schwimmen und liegen am Pool ist nicht so mein Ding. Ich gehe lieber wandern oder genieße auch gerne mal den Abend im eigenen Garten.“ Der Bürgermeister hält es hier anders als Landrat Richard Reisinger, der nach Feierabend bekannterweise gerne ein paar Runden im Schwimmerbecken dreht. „An dieser Stelle begegnen wir uns nicht, wir sehen uns beruflich öfter als im Waldbad“, kommentiert dies Göth augenzwinkernd.
Finanzen und Wirtschaft
Die Pandemie trifft Firmen und Betriebe in Sulzbach-Rosenberg hart, die Steuerausfälle sind spürbar. Fast sechs Millionen Euro Gewerbesteuerausfall hat die Stadt deshalb von Bund und Freistaat erhalten – die höchste Summe aller Kommunen im Landkreis. „Das ist eine gute Nachricht und hilft uns sehr“, sagt Göth. Aber: „Corona hinterlässt deutliche Spuren, wir werden nicht ohne neue Schulden auskommen.“ Die Rückführung der Verbindlichkeiten von 53 auf 40 Millionen Euro 2019 sei gestoppt, wegen dem Virus müssten wieder Kredite aufgenommen werden. Beschlossene Projekte wie die Sanierung von Schulen, der Spitalkirche und der Stadtmauer, der Neubau der Kita „Eulenland“ oder die Freibad-Sanierung würden umgesetzt. „Aber bei Neuprojekten wird künftig nicht mehr alles möglich sein, oder wir müssen es zeitlich nach hinten schieben“, schränkt der Rathauschef ein.
Oberpfalz-Arkaden
Göth ist zuversichtlich, dass der Nachfolgebau des Liliencenters ein Gewinn für die Stadt ist und pünktlich fertig wird. „Innenausbau deutlich fortgeschritten: Eröffnung zu Ostern in Sichtweite“ – diese Schlagzeile wünscht sich der Bürgermeister zum Jahresende von der SRZ. Bekannter Kritik, dass die Arkaden genauso scheitern könnten wie das Liliencenter, kontert das Stadtoberhaupt mit dem Hinweis auf attraktive Mieter wie den Edeka-Markt. „Der Vollsortimenter ist ein Frequenzbringer.“ Göth gefällt auch das geplante flache Profil des Baus. „Die Arkaden werden sich topographisch besser ins Gelände einfügen, es gibt zwei Etagen weniger. Die organische Struktur des Gebäudes ist ganz anders als zuvor.“
Kaufhaus Storg – Hotelpläne
Ob sich die Pläne der Rinkenburger Objektbau für das Storg-Gebäude geändert haben, dazu will der Bürgermeister nichts sagen. „Wir warten ab, bis der Investor in den kommenden Wochen seine Pläne dem Stadtrat vorstellt – so, wie von ihm selbst angekündigt.“ Die Verwaltung stehe aber in regem Austausch mit dem Besitzer. Dass der öffentliche Druck, Fortschritte zu präsentieren, groß ist, weiß Göth. „Der Wunsch nach Veränderung ist da, das ist mir klar. Auch ich habe ein Interesse an einer Entwicklung des Gebäudes. Stadtentwicklung braucht manchmal einen langen Atem, wir geben bekannt, sobald das Projekt spruchreif ist.“
Maxhütten-Areal
Wie geht es auf dem ehemligen Industriegelände weiter? Bei der Debatte um eine Nachfolgenutzung müsse man das Gelände in einen Ost- und Westabschnitt teilen, sagt Göth. Der Osten sei seit 2014 saniert. „Die Stadt hat Interesse, dass sich dort im Anschluss an das Gewerbegebiet Lohe I neues Gewerbe ansiedelt – zum Beispiel Lohe II genannt. Wir stehen hier Gewehr bei Fuß.“
Umstrittener ist der Umgang mit dem westlichen Abschnitt rund um die Hochofenplaza. Wie es dort weitergehe, hänge von der Sanierung ab, sagt der Bürgermeister. Diese liege im Zuständigkeitsbereich des Landkreises. „Wir ermitteln die Sanierungskosten gerade intern in der Verwaltung.“ Ein konkreter Zeitplan für die weitere Entwicklung könne jedoch nicht genannt werden. Göth wünscht sich für das gesamte Areal künftig eine Mischung aus einer gewerblichen und kulturellen Nutzung. „Der Bereich um den Hochofen erinnert an unsere reiche Industriegeschichte. Es ist aber nicht nur ein lebendiges Denkmal, sondern auch ein Kulturraum.“ Dafür sei der Bereich „attraktiv“.
„In den vergangenen Monaten hatte ich so viele Vereinstermine wie sonst an einem einzigen Wochenende im Sommer.“
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