Bei einem Besuch am Fraunhofer-Institut Umsicht in Sulzbach-Rosenberg informierte sich der Landtagsabgeordnete Harald Schwartz über den Stand der aktuellen Forschungsprojekte. Vor allem interessierten ihn die Bereiche Erneuerbare Energien, Recycling und Kreislaufwirtschaft.
Ende 2021 ist am Fraunhofer-Standort Sulzbach-Rosenberg das Projekt, grünen Wasserstoff aus Biomasse-Reststoffen zu erzeugen, abgeschlossen worden. Dr. Robert Daschner, Abteilungsleiter Energietechnik, fasste die Ergebnisse so zusammen: "An unserem Technikumsstandort in Hohenburg haben wir wichtige Fortschritte bei der Erzeugung von grünem, also CO2-neutralem Wasserstoff aus Biomasse gemacht. Zusammen mit unserem Partner, dem Energietechnik-Unternehmen Martech aus der Oberpfalz, haben wir einen neuen Vergasertyp für biobasierte Kohlen auf Klärschlammbasis entwickelt. Damit wird der grüne Wasserstoff erzeugt." Ausbeute und Effizienz der Anlage seien deutlich verbessert worden. Aus den Ascherückständen, die bei der Vergasung entstehen, könne zudem der wertvolle Phosphor leicht zurückgewonnen werden.
Raffineriebetreiber zeigt Interesse
Die für die Wasserstoff-Produktion verwendeten Biokohlen stammten aus einer weiteren Fraunhofer-Eigenentwicklung, dem TCR-Verfahren. Dabei würden beispielsweise Bioabfälle, Gär- und Kompostierreststoffe, Papierrückstände oder Klärschlamm in Öl, Gas und in Koks umgewandelt. Das Bio-Rohöl könne dezentral oder in einer Raffinerie in normgerechte Kraftstoffe umgewandelt werden. Die Biokohlen könnten für die Wasserstoffproduktion genutzt werden. All dies geschehe nachhaltig und klimaschonend. Inzwischen zeige auch die Industrie Interesse an dem Verfahren. In einer Kooperation mit dem Raffineriebetreiber Bayernoil solle die TCR-Technologie in den industriellen Maßstab gebracht werden.
Straßenaufbruch wieder verwerten
Der Leiter von Fraunhofer-Umsicht in Sulzbach-Rosenberg, Professor Matthias Franke, berichtete über neuartige Recyclingverfahren für schwer zu behandelnde Abfallstoffe, etwa gemischte Kunststoffabfälle oder Verbundmaterialien, wie sie auch in Windrädern zum Einsatz kommen. Am Beispiel Straßenaufbruch, der häufig mit krebserregendem Teer belastet sei und deshalb nicht wiederverwendet werden könne, machte Franke die Wichtigkeit einer Kreislaufführung deutlich: "Bisher werden große Mengen an ausgebautem Straßenaufbruch entweder deponiert oder in die einzige Aufbereitungsanlage in Europa in den Niederlanden verbracht. Damit geht dieses Material verloren. Mit unserer Technologie könnten wir es hier vor Ort aufbereiten und wiederverwenden."
Harald Schwartz resümierte seine Eindrücke so: "Die Technologien, die hier bei Fraunhofer in Sulzbach-Rosenberg entwickelt werden, sind Schlüssel für eine nachhaltige, klimafreundliche Energieversorgung und die Rohstoffsicherheit. Gleichzeitig kommen sie aber auch der regionalen Wirtschaft zugute, denn für die Umsetzung brauchen wir Facharbeiter, die mittelständischen Unternehmen und das Handwerk vor Ort."
Eine offizielle Stellungnahme des Instituts Fraunhofer Umsicht zum Projekt Maxhütten-Innovations-Campus gab es bei dem Abgeordnetenbesuch nicht. Derzeit werden die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie abgewartet, deren Auftragsvergabe in der Verantwortung der Stadt Sulzbach-Rosenberg liegt.
Zahlen und Fakten zur TCR-Demonstrationsanlage
- Standort: Hohenburg, Aichaberg
- In Betrieb seit: Mitte 2021
- Bisher verarbeitet: mehr als 200 Tonnen getrockneter Klärschlamm
- Bisher erzeugt: 90 Tonnen Biokohle und mehr als 18.000 Liter grünes Rohöl
Angaben des Fraunhofer-Instituts Umsicht in Sulzbach-Rosenberg.
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