US-Großübung "Defender Europe 21" mit Grafenwöhrer Unterstützung

Grafenwöhr
15.04.2021 - 18:16 Uhr
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Vor einem Jahr stoppte die Corona-Pandemie das größte Manöver der USA seit dem Kalten Krieg in Europa. Beim zweiten Anlauf in diesem Jahr ist der Schutz vor Corona eingeplant. Und wieder spielt die Grafenwöhr eine wichtige Rolle.

Zum zweiten Mal seit dem Ende des Kalten Krieges bringt die US-Armee große Truppenverbände aus den Vereinigten Staaten über den Atlantik, um mit den Alliierten die Verteidigung Europas zu üben. An der amerikanischen Großübung "Defender Europe 2021" sollen sich mehr als 31.000 Soldaten aus den USA und von europäischen Staaten beteiligen. Darunter sind auch amerikanische Kräfte, die in Vilseck (Kreis Amberg-Sulzbach), Grafenwöhr (Kreis Neustadt/WN) und Hohenfels (Kreis Neumarkt) stationiert sind. Und: Das 7. US-Armee Trainingskommando aus Grafenwöhr steuert weite Teile der Übung.

"Defender Europe 2021" ist für Anfang Mai bis zum 14. Juni geplant. Es nehmen rund 17.000 US-Soldaten und 14.000 Alliierte Soldaten aus 14 Nationen teil, darunter voraussichtlich 430 Bundeswehrangehörige. Die Übung erstreckt sich über 27 Staaten, vom Baltikum über Deutschland nach Italien sowie über ganz Südosteuropa. Dort liegt in diesem Jahr auch der Schwerpunkt. Nur Serbien beteiligt sich nicht. Im Jahr zuvor, beim ersten Durchgang von "Defender Europe", lag der Schwerpunkt der Übung an der Nato-Ostflanke in Polen und im Baltikum.

Bundeswehr hilft bei Verlegung

Deutschland ist dabei regelmäßig Transitland und Drehscheibe. "Abhängig von der Pandemieentwicklung ist Deutschland 2021 voraussichtlich durch das Erbringen von Unterstützungsleistungen beim Transit multinationaler Kräfte durch Deutschland sowie der Verlegung von US-Streitkräften bzw. von US-Material aus amerikanischen Depots in Deutschland beteiligt", teilte ein Sprecher der Streitkräftebasis der Bundeswehr auf Anfrage mit.

Auf den Truppenübungsplätzen Hohenfels und Grafenwöhr soll es diesmal aber vergleichsweise ruhig bleiben. So sehen es die amerikanischen Planungen vor. Nur im Simulationszentrum in Grafenwöhr läuft ein Teil einer Kommandopostenübung. In diese ist auch das kürzlich wieder aktivierte legendäre "Victory-Corps" des US-Heeres eingebunden. Dazu kommen rund 500 Soldaten in die Oberpfalz, aus Bulgarien, Italien, Slowenien, Spanien und den Vereinigten Staaten. Der Stab soll die multinationalen Manöververbände in der Großübung führen und zeitgleich die Einsätze im wirklichen Leben auf zwei Kontinenten überwachen. Die übrigen Teile der Kommandopostenübung erstrecken sich über Europa bis in die USA.

Oberpfälzer US-Verbände üben auf dem Balkan

Die ersten Vorbereitungen für die Großübung haben schon begonnen. In den amerikanischen Depots in Europa wird seit einigen Wochen das Material einsatzbereit gemacht. In den Vereinigten Staaten läuft die Verlegung der Ausrüstung und des Personals nach Europa an. Auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels ist vor wenigen Tagen die Übung "Combinded Resolve XV" zu Ende gegangen. Für den Kommandeur der 1st Armored Brigade Combat Team, 1st Calvary Division, Oberst Monte‘ Rone, eine Möglichkeit zu sehen, ob sein Verband aus Fort Hood in Texas für "Defender Europe 2021" vorbereitet ist.

Für die US-Verbände aus der Oberpfalz heißt es im Frühling abrücken: Das 2. US-Kavallerieregiment aus Vilseck geht nach Ungarn. Dorthin muss auch das 1-4 Infantry Regiment aus Hohenfels, es stellt den Übungsgegner. Die Soldaten der 41. US-Feldartilleriebrigade (41st Field Artillery Brigade) aus Grafenwöhr beteiligen sich in Bulgarien und in Estland an der Übung. Die Heeresflieger der 12th Combat Aviation Brigade aus Ansbach, die ebenfalls dem Trainingskommando in Grafenwöhr unterstellt sind, fliegen nach Albanien, Bosnien-Herzegowina Bulgarien und Ungarn. Zudem sind Beobachterteams und Ausbilder aus Hohenfels in Estland, Ungarn, Bulgarien und Rumänien, um dort die Teilübungen zu unterstützen.

Die Entwicklung der Corona-Pandemie hat die US-Armee im Blick, heißt es. "Wir haben bewiesen, dass wir fähig sind sicher zu üben, trotz der Pandemie", sagt General Christopher G. Cavoli. Der Oberkommandierende des US-Heeres in Europa und Afrika hatte sich Ende Februar 2020 selbst in Quarantäne begeben, so wie der Inspekteur des deutschen Heeres, Generalleutnant Alfons Mais. Ausgerechnet bei einer Konferenz europäischer Heereschefs zur Vorbereitung von "Defender Europe 2020" an der beide teilgenommen hatten, war ein Teilnehmer infiziert gewesen. Später wurden wegen der Pandemie weite Teile der Großübung abgesagt. Schon im Juni 2020 war es aber weitergegangen, mit einer abgespeckten Version in Polen. Die Leitung der Übung hatte Brigadegeneral Christopher R. Norrie. Alle Soldaten absolvierten Corona-Test und waren zuvor 14 Tage in Quarantäne.

Zum Schutz Corona-Test und Quarantäne

So wie üblich, werden amerikanische Soldaten vor der Verlegung nach Europa zur Großübung einen Corona-Test machen, nach Ankunft in Quarantäne gehen und vor der Verlegung innerhalb Europas erneut einen Corona-Test machen. Auch von den anderen Teilnehmernationen werden entsprechende Corona-Schutzmaßnahmen getroffen, teilt das US-Heer in Wiesbaden mit.

Schon Anfang Februar hatte der Oberkommandierende der US-Streitkräfte in Europa, Nato-Oberbefehlshaber General Tod D. Wolters, zudem deutlich gemacht, dass "Defender Europe 2021" aus vielen Modulen und Teilübungen besteht, die jederzeit an die Pandemieentwicklung angepasst werden könnten. Der General lies aber wie jetzt Cavoli keinen Zweifel daran, dass "Defender Europe 2021" stattfinden soll. "Egal was passiert, unsere Nationen zählen darauf, dass wir bereit sind, den Frieden zu verteidigen", sagt General Cavoli. "Defender Europe 2021" biete die beste Möglichkeit die amerikanischen Fähigkeiten "gemeinsam mit unseren Verbündeten und Partnern in der strategisch wichtigen Balkan- und Schwarzmeerregion zu verbessern, damit wir gemeinsam auf jede mögliche Krise reagieren können". Die Übung werde die amerikanische Fähigkeit demonstrieren, große Kräfte über große Gebiete hinweg zu verlegen, unterstreicht Wolters.

Mit "Defender Europe 2021" sind auch die US-Übung "African Lion" und die Nato-Übung "Steadfast Defender" verknüpft, die beide von Mitte Mai bis Mitte Juni laufen. Den US-Streitkräften geht es nicht nur darum, die Verteidigung Europas zu üben, sondern sich auch im Kräftemessen der Großmächte zu positionieren. Das entspricht der neuen außenpolitischen Ausrichtung unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden. Diese zielt nicht nur auf Russland sondern auch auf die Eindämmung Chinas, das versucht seinen Einfluss in Afrika und auf dem Balkan auszubauen.

Video der US-Armee zu Defender 2021

Hintergrund:

Deutsche Beteiligung an "Defender Europe 2021"

Das US-Heer führt die Übung "Defender Europe" jährlich durch. Deutschland ist dabei Drehscheibe. Zudem unterstützt die Bundeswehr in der Regel beim Transit von US-Streitkräften bzw. von US-Material aus Depots der USA in Deutschland.

  • Die Bundeswehr beteiligt sich an den Teilübungen "Swift Response 2021" und "Saber Guardian 2021" in Südosteuropa.
  • Die Bundeswehr ist an "Swift Response 2021" in Rumänien mit einer Fallschirmjägerkompanie beteiligt. Zusätzlich werden nach jetzigem Planungsstand zwei A400 M und zwei Transall C-160 der Luftwaffe beteiligt sein.
  • An "Saber Guardian 2021" beteiligt sich die Bundeswehr mit einem Feldlazarett. Zudem baut und betreibt die Streitkräftebasis zusammen mit den ungarischen Streitkräften ein Tanklager und versorgt die Übungsteilnehmer mit Betriebsstoff.
  • Die Zahl der beteiligten deutschen Soldaten bezifferte die Streitkräftebasis auf rund 430 Bundeswehrangehörige.
  • Laut Verteidigungsministerium hatte die Bundeswehr Anfang Januar für die Kosten rund 2,9 Millionen Euro vorgesehen.
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