Amberg
26.02.2020 - 19:55 Uhr

Eine Besonderheit im Landkreis Amberg-Sulzbach: Fischzüge am Aschermittwoch

Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Im Landkreis Amberg-Sulzbach nicht: Hier folgen gleich nach dem Kehraus die Fischzüge. Ein alter Brauch, den sechs Gemeinden - von Kümmersbruck bis Rieden - lebendig halten.

Fischzug - eine Tradition, die verbindet: Seth, ein US-Soldat aus Kentucky, der zur Zeit in Hohenfels stationiert ist, war wohl der weitest angereiste „Zylinderkopf“ in Hohenburg. Bild: gf
Fischzug - eine Tradition, die verbindet: Seth, ein US-Soldat aus Kentucky, der zur Zeit in Hohenfels stationiert ist, war wohl der weitest angereiste „Zylinderkopf“ in Hohenburg.

Wer diese Tradition nicht kennt, und zufällig den Weg eines Fischzugs kreuzt, staunt: In Schmidmühlen, Hahnbach, Kümmersbruck, Hohenburg, Sulzbach-Rosenberg und Rieden marschieren am Aschermittwoch Männer ganz in Schwarz, mit Frack und Zylinder, feierlich-schweigend durch den Ort. Keine Gaudi, zumindest nicht beim Marsch: Der ist eine bierernste Angelegenheit. Deshalb gibt es auch Geld-Strafen für jene, die sich nicht an die strengen Vorgaben halten – und beispielsweise auf der Straße sprechen. Erst im Wirtshaus ist das erlaubt, wenn es Freibier und Fisch gibt.

Hinter den seltsamen Prozessionen steckt ein alter Heischebrauch, wie man sie auch vom Pfingstlümmelfahren oder Kirwabärtreiben kennt: Dabei gingen die Ärmeren einst nach den Feiertagen von Hof zu Hof, um Essen und Getränke einzusammeln, die nach den Feiertagen übriggeblieben waren. Weil es nicht die entsprechenden Lagermöglichkeiten gab, musste nach der Faschingszeit das übriggebliebene, begrenzt haltbare Bier noch "zamtrunka" werden: Daran erinnern die Fischzüge heute noch.

Hintergrund:

Die Geschichte des ältesten Fischzugs

Im Jahr 1902 gab es in Schmidmühlen 35 Kommunbraurechtler, die regelmäßig Bier brauten. Im Markt gab es zudem 19 Gasthöfe und Bierschänken, teilweise mit eigenen Braurechten oder aus dem Kreis der Kommunbrauer. Bis Mitte der 1950er-Jahre wurde in der Mulz Bier gebraut.

Der Hopfenanbau in Schmidmühlen wurde schon in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts aufgegeben. Greifbar wird der Schmidmühlener Fischzug etwa um das Jahr 1925, wo sich der am 1. März 1901 gegründete Burschenverein dieses Brauches angenommen hat. Seine Anfänge reichen aber bis ins 19. Jahrhundert zurück, hat der ehemalige Bezirksheimatpfleger Adolf Eichenseer in den Erinnerungen an sein Schmidmühlener Heimat vermerkt.

Am längsten pflegt diese Tradition übrigens Schmidmühlen. Sein Fischzug hatte es deshalb 2014 sogar auf die Vorschlagsliste Bayerns für das immaterielle Unesco-Weltkulturerbe geschafft. Auch wenn es am Ende beim Vorschlag blieb – die Schmidmühlener sind besonders stolz auf ihren Fischzug.

Rieden26.02.2020
Hohenburg26.02.2020
Haselmühl bei Kümmersbruck26.02.2020
Schmidmühlen26.02.2020
Hahnbach26.02.2020
Sulzbach-Rosenberg26.02.2020
 
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