Mitterteich wird Sperrgebiet
Der Coronavirus hat eine andere Qualität. Am 18. März mussten dies auch die letzten Optimisten einsehen. An dem Tag verkündeten das bayerische Innenministerium und der Landkreis Tirschenreuth eine Ausgangssperre für die Stadt Mitterteich. Am Abend war Innenminister Joachim Herrmann in der Stadt, Polizisten kontrollierten für die Zufahrtsstraßen. Nur noch für den Arbeitsweg durften die Ortsgrenzen überschritten werden. Grund war die starke Verbreitung des Coronavirus, an der auch das Starkbierfest im Ort als „Superspreader“-Event beigetragen hat.
Als die Sperre zwei Wochen aufgehoben, galt in Bayern bereits der erste Lockdown. Die Stadt Mitterteich, der Landkreis Tirschenreuth und die ganze Nordoberpfalz blieben das ganze Frühjahr Hotspots der Pandemie und Synonyme für die Gefahr des Coronavirus, die selbst in den Tagesthemen der ARD oder der „New York Times“ bemüht wurden.
Rosenmüller dreht in Pleystein
Als die Virus-Gefahr im Spätsommer kurz gebannt schien, rückte Marcus H. Rosenmüller in den Blickpunkt. Der Filmemacher hatte das Freibad Pleystein als Kulisse für den Film „Beckenrand Sheriff“ gewählt. Mit Rick Kavanian und Gisela Schneeberger war das Filmteam mehrere Wochen in der Oberpfalz.
Urteil im Fall Baumer
Sakko, Zopf, Maske: So trat Maria Baumers Ex-Verlobter am Landgericht Regensburg auf. Am 6. Oktober fiel das Mord-Urteil gegen Christian F. – achteinhalb Jahre nach dem die junge Frau aus Muschenried im Kreis Schwandorf verschwunden war. Im Prozess hatte F. seine Geschichte abgeändert, die er zuvor über acht Jahre erzählt hatte: Er gab zu, die Leiche der damals 26-Jährigen im Wald verscharrt zu haben. Für ihren Tod wollte der 35-Jährige die Verantwortung nicht übernehmen. Die Richter bürdeten sie ihm dennoch auf.
Neben dem Baumer-Prozess bleibt eine Verhandlung in Weiden in Erinnerung. Eine psychisch kranke Frau hatte in Tirschenreuth ihr Kleinkind verhungern lassen, sie muss nun in die Psychiatrie. In Regensburg wurde Ex-OB Joachim Wolbergs wegen Bestechlichkeit verurteilt. Für Aufsehen sorgte eine Tat in Schwandorf. Im Juli soll ein Mann, der auf den Namen Mexiko-Heinz hört, seine Ex und deren neuen Partner getötet haben. Die Flucht per Rad endete in Tschechien.
Die Welt blickte im November auf die US-Wahlen – besonders die Oberpfalz. Im Juni hatte Präsident Trump angekündigt Teile der US-Truppen abzuziehen. Vilseck sollte die Stryker-Brigade verlieren. Dass Militärexperten den Abzug für unklug halten, störte Trump nicht. Der Präsident machte keinen Hehl daraus: Es geht nicht Strategie, sondern um eine Strafe für den ungeliebten Nato-Partner Deutschland. Inzwischen scheint der Abzug unwahrscheinlicher, weil Trump die Wahl verloren hat, und auch weil der Kongress seine Zustimmung verweigerte. Vom Tisch sind die Pläne noch nicht.
Selbst ernannte Querdenker
Sie nennen sich Querdenker – doch wie viel und vor allem wie richtig diese Gegner aller Virus-Schutzmaßnahmen denken, ist umstritten. Bundesweit sorgten die Demonstrationen für Aufsehen – weil Corona-Regeln nicht beachtet wurden, Verschwörungstheorien die Runde machten – und Rechtsradikale die Aktionen für sich vereinnahmten.
Als Oberpfälzer Schwerpunkt der Szene erwies sich schon sehr früh Weiden. Besonders pikant dabei: Die Oberbürgermeister-Kandidatin der Grünen schlug sich wenige Wochen nach der Wahl und ihrem Einzug in den Stadtrat auf die Seite der Maskengegner und Verschwörungstheoretiker. Höhepunkt der Geschehnisse war dann eine Demonstration in Weiden, zu der über 1000 selbst ernannte Querdenker aus ganz Deutschland kamen.
Kommunalwahl mit Maske
Von den Kommunalwahlen bleiben weniger die Ergebnisse und mehr die Umstände in Erinnerung. Das gilt vor allem für die Stichwahl, die am 29. März zum Höhepunkt der ersten Corona-Welle als reine Briefwahl abgehalten wurde. Die Bilder dazu lieferten die Wahlhelfer, die mit Mund-Nase-Schutz und Einweghandschuhen auszählten. Die Wahlen selbst verliefen ohne Überraschungen. Bei den Landräten setzten sich die Amtsinhaber durch. Wo sie nicht mehr antraten, gab es Favoritensiege. Eng wurde es zweimal: In Weiden kam CSU-Kandidat Benjamin Zeitler nahe an Jens Meyer (SPD) heran, aber nicht mehr vorbei. Im Skandal-geplagten Regensburg siegte Gertraud Maltz-Schwarzfischer (SPD) knapp gegen CSU-Kandidatin Astrid Freudenstein.
Alle Beiträge zur Kommunalwahl 2020
Kein bayerischer Kanzler – oder doch
Einen Bayern kann er sich nicht als Kanzler vorstellen, hatte Markus Söder beim Redaktionsgespräch bei Oberpfalz-Medien im Januar erklärt. Um dann alles zu tun, um Zweifel an der Aussage zu wecken. In der Pandemie trat der Ministerpräsident als Krisenmanager mit bundesweitem Anspruch auf – und hatte Erfolg. Seither liegt er bei Umfragen nach dem geeignetsten Nachfolger für Kanzlerin Angela Merkel vorne – obwohl Bayern seit Beginn der Pandemie ständig mit die höchsten Infektionszahlen ausweist. Derweil tut sich die Schwesterpartei CDU schwer, sich für einen Vorsitzenden zu entscheiden – von einem Kanzlerkandidaten ganz zu schweigen.
Die einen bauen auf – die anderen ab
Natürlich stand auch die Wirtschaft ganz im Zeichen von Corona. Mit am härtesten getroffen wurde der Hotelporzellan-Hersteller BHS Tabletop mit seinem Standort hier in Weiden. Schon vor Corona hatte das Unternehmen mit Hauptsitz in Selb mit harten Bedingungen zu Kämpfen – etwa der drohenden CO2-Steuer – doch als Corona die Gastronomie weltweit in den Lockdown zwang, brachen die Aufträge praktisch über Nacht komplett ein – mit katastrophalen Folgen. Von den 1100 Stellen musste das Unternehmen ein knappes Viertel streichen – rund 190 Entlassungen waren dafür nötig. Die verbliebene Belegschaft musste harte Einschnitte bei der Bezahlung akzeptieren. Auch andere Betriebe kämpften mit den Corona-Folgen – etwa der Amberger Autozulieferer Grammer, der auf extreme Umsatzeinbußen im ersten Halbjahr ebenfalls mit Stellenabbau reagierte.
Aber es gab auch Unternehmen in der Region, die gut durch die Krise kamen oder sogar profitierten. Dazu zählen Unternehmen, die im Internethandel aktiv sind oder sich mit der Digitalisierung beschäftigten. Ein Beispiel dafür ist das Unternehmen IGZ, die sich auf Logistiklösungen und Automatisierung spezialisiert haben.
Und dann gab es noch die Ziegler-Group, die 2020 für Staunen sorgte, weil sie im Herbst fast im Wochenrhythmus neue Großinvestitionen bekannt gab: mit einer „Gigafactory“ für Holzfertighäuser bei Tirschenreuth als Höhepunkt. Alleine dort sollen 1000 Arbeitsplätze entstehen.
Als Kassenbons Deutschlands größtes Problem waren
Es scheint Jahrzehnte entfernt, aber es war doch Anfang 2020 als dieses Bild ein Klickhit in den sozialen Medien war. Dei Großbäckerei Kutzer hatte es veröffentlicht, es zeigt Kassenbons, die in den Filialen ausgedruckt werden mussten – egal ob die Kunden den Beleg wollten oder nicht. Ein neue Gesetz sah dies ab Anfang des Jahres vor, um Steuerhinterziehung zu verhindern. Vor allem Bäcker, aber auch deren Kunden fürchteten Bürokratie, Kosten und Müll. Ein paar Wochen später redete niemand mehr über die Kassenbons. Desinfektionsmittel und Masken sorgten dann für neue Kosten, Anwesenheitslisten für die Kontaktnachverfolgung für zusätzliche Bürokratie. Beschwerden gab es darüber keine mehr. Auch die Betreiber der Backcafés waren einfach nur froh, nach dem ersten Lockdown wieder öffnen zu dürfen.
Der Brexit mit Nachspiel
Ende Januar verließ Großbritannien die EU – und doch hallte die Beziehungen der Insel zum europäischen Kontinent nach. Neben der US-Wahl und den islamistischen Anschlägen in Frankreich und Österreich waren die Verhandlungen um das künftige Verhältnis der Briten zur EU das einzige internationale politische Thema, das hin und wieder die Pandemie von den Titelseiten verdrängen konnte. Auch für Oberpfälzer Unternehmen hat der Brexit folgen.
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