Der knorrige Apfelbaum aus ihrer Kinderzeit steht noch immer im kleinen Garten ihres Hauses "Am Bergl" oberhalb von Königstein. 2002 ist Markusine Guthjahr in ihren Heimatort zurückgekehrt, nach vielen Jahren, in denen sie als Frau eines Pfarrers in Niedersachsen lebte. Die Mutter zweier Kinder ist staatlich geprüfte Landfrauenberaterin, Referentin, Kräuterexpertin und Buchautorin. Während ihr Mann Burghard seinen Ruhestand genießt, kann Markusine Guthjahr beschaulichem Leben nicht viel abgewinnen. Sie braucht Kommunikation, Menschen, die mit ihr wandern, kochen, essen, denen sie ihr Wissen von der Natur und ihren Schätzen weitergeben kann. "In Königstein ehrenamtlich", betont sie. "Denn ich will meiner Heimat etwas zurückgeben." Oft ist sie im Landkreis Amberg-Sulzbach und darüber hinaus unterwegs, hat wenig freie Tage in ihrem Terminkalender.
Kommunikatives Kochen
"Die Sache mit den Kräutern hat angefangen in Bad Lauterberg", erinnert sich Markusine Guthjahr. Sie folgte ihrem Mann, einem evangelischen Pfarrer, in seine verschiedenen Wirkungsorte in Niedersachsen. Im Harz, einer Gegend mit vielen Wildkräutern, entstand die Idee des kommunikativen Kochens. "30 Leute im Kurgastzentrum, gemeinsames Kochen und Essen, Gespräche und menschliche Begegnung, das war der Anfang einer 15-jährigen Erfolgsgeschichte" erzählt die Landfrauenberaterin. Später kamen andere Städte, andere Säle, von der Remise bis zum Kloster. Die Zahl der Teilnehmer stieg an auf bis zu 130. "Wir mussten alles mitbringen, Küchenutensilien, Geschirr und Zutaten", erinnert sich Markusine Guthjahr an diese Jahre.
Dozentin bei Heinz Sielmann
Dass es gelungen ist, Dr. Veronica Carstens, die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten, zum zehnjährigen Bestehen der "Bad Lauterberger Kräuterküche" einzuladen, war ein Glücksfall für Markusine Guthjahr. "Mit ihr zusammen habe ich zehn Jahre lang Veranstaltungen organisiert, die in großen Kulturzentren und manchmal sogar in Discos stattfanden. Wir hatten bis zu 1200 Besucher, volle Häuser." Als weiteren prominenten Kontakt erwähnt sie Heinz Sielmann, in dessen "Naturerlebnis-Zentrum" an der DDR-Grenze bei Duderstadt sie jahrelang Gastdozentin war.
Dann wurde Markusine Guthjahr zur Autorin. 1995 erschien ihr erstes Buch mit Kräuter-Rezepten, mittlerweile ist es vergriffen. Alle zwei, drei Jahre folgten weitere Bände, aufwendig gestaltet, schön illustriert, gefragt bei den Verlagen. "Es sind wohl mittlerweile acht", rechnet die Autorin nach. "Manche schon wieder überarbeitet." Eines der Bücher, über Naturmedizin, entstand für die Stiftung von Veronica Carstens. "Die bäuerliche Naturapotheke", "Kräuterschätze zum Kochen und Kurieren", "Von Frühlingskräutern bis zum Wintergemüse", "Wildfrüchte, Köstlichkeiten aus der Natur" - lang ist die Reihe der Buchtitel, in denen die Autorin die Schätze der Natur und ihre Verwendung vorstellt. Ihr literarischer Kräuter-Reigen durch das Jahr beginnt im Winter mit dem wilden Schnittlauch, beschreibt "Kochen im Einklang mit den Jahreszeiten", informiert über Hausmittel und Heilpflanzen ("wie Großmutter kurierte") und beschreibt Wildfrüchte als "aromatische Köstlichkeiten aus der Schatzkammer der Natur". Dazu kommen die "Original Bayerische Kräuterküche" und die "Biblische Speisekammer mit Früchten und Pflanzen der Bibel".
Die wichtigste Sache darin ist für die Autorin die Pflanze. "Ob Kraut oder Frucht, original muss es sein." Die Zubereitungen sind vegetarisch. "Meistens!" Legendär ist das Rezept ihrer Brennnessel-Suppe, die übrigens am 30. September bei den "Königsteiner Genusswochen" in der Kohlermühle kredenzt wird. Bei dieser Veranstaltungsreihe ist Markusine Guthjahr mit kommunikativem Kochen, Workshops und Ausstellungen vertreten.
Natur ersetzt Therapie
Besonders beliebt bei ihren Fans sind Markusine Guthjahrs Kräuterwanderungen. Zu verschiedenen Jahreszeiten geht es hinaus in die Flur, auf den Breitenstein, nach Eberhardsbühl oder rund um Königstein. Einmal sind es vitaminreiche Wildkräuter, die sie sucht und findet, im Herbst vor allem Wildfrüchte. Hagebutten, Vogelbeeren, dunkelblaue Schlehen, die roten Früchte des Weißdorns, die Trauben des Schwarzen Holunders und die hübschen, aber giftigen Pfaffenhütchen. Die Expertin weiß, wie und wofür sie verwendet werden und bietet Kostproben ihrer Marmeladen, Säfte und Liköre an. Durch die Natur zu streifen sei außerdem gut für die Seele, erfahren die Mitwanderer, ersetze so manche Therapie.
Seit 2002 ist Markusine Guthjahr - wie auch schon während ihrer Zeit in Niedersachsen - Referentin in der Erwachsenenbildung bei verschiedenen Verbänden. Die Vorträge, die Kräuterwanderungen, das gemeinsame Kochen, der Austausch, das genussvolle Miteinanderessen, das Interesse der überwiegend weiblichen Teilnehmer, die dadurch vielleicht entstehende veränderte Sichtweise für Umwelt und Natur - das sind die Motive, die Markusine Guthjahr auch im Rentenalter nicht ruhen lassen, die ihr Kraft geben im Bemühen um und Freude an einer intakten Natur. Nächsten Samstag, 5. Oktober, lesen Sie: "Sauer macht Lust - Sauerkraut selbst gemacht".
Brennnessel-Kartoffel-Suppe
Zutaten:
500 Gramm gewürfelte Kartoffeln
1 gehackte Zwiebel
30 Gramm Butter
1 Esslöffel Vollkornmehl
100 Gramm frische Brennnesseln
1 1/4 Liter Gemüsebrühe
Majoran
Salz zum Würzen
3 Esslöffel Sahne zum Verfeinern
Zubereitung:
Die gehackten Zwiebeln in Butter andünsten, Kartoffelwürfel dazugeben und mitdünsten. Mehl darüber stauben und mit der Gemüsebrühe aufgießen.
Wenn die Kartoffeln fast gar sind, die gehackten Brennnesseln darunterrühren. Fünf bis zehn Minuten ziehen lassen, mit Salz und Majoran abschmecken. Mit Sahne verfeinern.
Wird eine sämige Suppe gewünscht, können die Kartoffelwürfel zerstampft werden.
(aus „Von Frühlingskräutern bis zum Wintergemüse – Kochen im Einklang mit den Jahreszeiten“ von Markusine Guthjahr (ISBN 978-3-95587-010-2), erschienen im Battenberg-Gietl-Verlag. Erhältlich ist das Buch außerdem in den Geschäftsstellen von NT, AZ und SRZ)
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